Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beschreibt die aktuelle Not der meisten Kinder und Familien in Afghanistan als dramatisch.
Köln – Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beschreibt die aktuelle Not der meisten Kinder und Familien in Afghanistan als dramatisch. Immer mehr Kinder müssten betteln oder Gelegenheitsjobs annehmen, um überleben zu können, berichtete Christian Schneider, der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, am Dienstag im ARD-Morgenmagazin: „Mütter sitzen mit ihren kleinen Kindern auf der Straße mitten zwischen fahrenden LKWs und betteln, das war für mich ein besonders eindrückliches Bild für die Lage bei meinem Besuch.“
Bei bis zu 15 Grad minus könne ein großer Teil der afghanischen Familien derzeit nicht einmal das Feuerholz bezahlen, fügte er hinzu. Zudem seien viele Kinder „schwer mangelernährt“, und in den Kinderkliniken würden zahlreiche kleine Patienten „ohne Zusatzernährung und medizinische Hilfe den Winter nicht überleben“. Unicef helfe derzeit vor allem mit „Winter-Nothilfepaketen“, in denen unter anderem warme Kleidung und Nahrung für Kinder enthalten sei.
Insgesamt, so Schneider weiter, bräuchten derzeit rund 13 Millionen Kinder in Afghanistan humanitäre Hilfe – etwa so viele Kinder, wie in ganz Deutschland lebten. Die Hilfe vor Ort sei nicht einfach, ergänzte er. Gut vier Jahrzehnte Krieg, dazu mehrere Dürren und die neue Situation mit den Taliban an der Macht erschwerten die Arbeit.
Allerdings hätten die Taliban auch „Interesse an unserer Hilfe“, betonte Schneider. Unter anderem habe das Regime Kontakte in Regionen hergestellt, die für Unicef 15 Jahre lang nicht erreichbar gewesen seien. Das alles sei nicht möglich ohne Kooperationen mit den Taliban. Im Gegenzug versuche Unicef zum Beispiel, besondere Schutzräume für Mädchen und Frauen einzurichten.