Das katholische Reformvorhaben Synodaler Weg hat seinen Reformkurs auch am Samstag fortgesetzt.
Frankfurt – Das katholische Reformvorhaben Synodaler Weg hat seinen Reformkurs auch am Samstag fortgesetzt. Mit großer Mehrheit sprach sich die Versammlung für eine Modernisierung der kirchlichen Sexualmoral aus. Papst-Botschafter Nicola Eterovic appellierte an die in Frankfurt versammelten Katholiken, die Einheit mit der gesamten Kirche zu wahren.
Andere Haltung zu Empfängnisverhütung und Homosexualität
In Erster Lesung verlangten die mehr als 200 Teilnehmenden eine andere Haltung zu Empfängnisverhütung und Homosexualität. Papst Franziskus wird empfohlen, eine „lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität“ vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde und „ist nicht als in sich schlecht zu beurteilen“. Wörtlich heißt es in dem Papier: „Da die homosexuelle Orientierung zur Identität des Menschen gehört, wie er von Gott geschaffen wurde, ist sie ethisch grundsätzlich nicht anders zu beurteilen als jede andere sexuelle Orientierung.“ In der Debatte herrschte Einigkeit, dass es keine Diskriminierung Homosexueller geben dürfe.
Mit Blick auf Empfängnisverhütung, die nach katholischer Lehre nur sehr eingeschränkt erlaubt ist, wird betont: „Dass die Zeugung eines Kindes niemals als Unglück bewertet werden muss und darf, bleibt der hohe Wert, den die Kirche aus ihrem Menschenbild heraus vertritt, auch wenn sie keine Festlegung auf bestimmte Methoden der Empfängnisverhütung verlangt.“
Der Synodale Weg fordert ebenfalls, Segensfeiern für alle Liebespaare zu ermöglichen. Auch Homosexuelle und zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ihre Beziehung segnen lassen können. In einer lebhaften, aber sachlichen Debatte wurde mehrfach gesagt, dass die Sexualmoral kaum mehr etwas mit der Lebensrealität vieler Katholiken zu tun habe. Konservativere Kritiker warnten davor, die Lehre zu entwerten. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre.
Nuntius ruft deutsche Katholiken zur Einheit mit Kirche auf
Eterovic sagte als Beobachter der Reformversammlung, die für 2023 angekündigte Weltbischofssynode müsse auch den Ortskirchen als Maßstab dienen, die sich schon jetzt in ähnlichen Prozessen auf nationaler Ebene befänden. Papst Franziskus spreche zwar oft von Synodalität, warne aber vor „Parlamentarismus, Formalismus, Intellektualismus und Klerikalismus“, so der Apostolische Nuntius.
Beim Synodalen Weg sei deshalb „Unterscheidungsvermögen“ notwendig, es gehe nicht darum „Meinungsforschung zu betreiben“, zentral sei das Wort Gottes als „Leuchtfeuer“. Grundsätzlich positiv äußerten sich Vertreter der französischen und der österreichischen Katholiken, die ebenfalls als Beobachter teilnahmen.
Wolfgang Rank vom Katholischen Laienrat Österreichs sagte, die große Mehrheit der Christen im Nachbarland schaue „mit großer Aufmerksamkeit und mit hohen Erwartungen“ auf das Reformprojekt. Die Gedanken, die beim Synodalen Weg besprochen würden, seien auch für Österreich „eine wichtige Quelle“. Die Katholiken unterstützten zudem den Vorbereitungsprozess zur Weltbischofsynode.
Jerome Vignon, der die französische Partnerorganisation des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vertritt, betonte vor den rund 200 Teilnehmenden des Reformdialogs, Misstrauen und Befürchtungen, „die der deutsche Wagemut durchaus hervorrufen kann“, zerstreuten sich inzwischen. Erst der Schock über die „fortwährenden Enthüllungen“ sexuellen Missbrauchs ließen den Prozess verstehen. Auch die französischen Bischöfe sähen systemische Dimension. Ursachen seien „herrschsüchtige Machtpraktiken, unangemessene kirchenrechtliche Regeln und bestimmte fragwürdige theologische Auffassungen“. Die Synodalversammlung erlebe er als „Raum der Hoffnung“.