Ex-Generalvikar: Kirche darf nicht rechthaberisch belehren

Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer sieht die katholische Kirche in einer Stunde des bitteren Lernens.
München – Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer sieht die katholische Kirche in einer Stunde des bitteren Lernens. Angesichts des "unfasslichen Missbrauchsskandals" und des damit verbundenen, nachvollziehbaren Massenexodus sei ein Wandel für die Kirche und nicht wenige ihrer Vertreter unverzichtbar, sagte Beer am Sonntag bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. "Es muss aufhören, andere rechthaberisch zu belehren, wo man doch selbst an der Komplexität des Lebens scheitert. Es muss aufhören, unbarmherzig zu verurteilen, wo man doch selber so oft fehlt. Und es muss aufhören, dünkelhafte Ansprüche aufzustellen, die nicht einmal durch den eigenen Schein gerechtfertigt sind."

Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer. –Quelle: YouTube

Der frühere Münchner Generalvikar Peter Beer sieht die katholische Kirche in einer Stunde des bitteren Lernens. Angesichts des „unfasslichen Missbrauchsskandals“ und des damit verbundenen, nachvollziehbaren Massenexodus sei ein Wandel für die Kirche und nicht wenige ihrer Vertreter unverzichtbar, sagte Beer am Sonntag bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. „Es muss aufhören, andere rechthaberisch zu belehren, wo man doch selbst an der Komplexität des Lebens scheitert. Es muss aufhören, unbarmherzig zu verurteilen, wo man doch selber so oft fehlt. Und es muss aufhören, dünkelhafte Ansprüche aufzustellen, die nicht einmal durch den eigenen Schein gerechtfertigt sind.“

Nach den Worten des Domkapitulars braucht es das „Stärken und Ermutigen“ sowie das gemeinsame Zweifeln und Suchen. Dazu gehöre es auch, Unsicherheiten auszuhalten. Vor allem aber sei Ehrlichkeit im Umgang mit den eigenen Grenzen angebracht. Beer nahm auf das Tagesevangelium Bezug, in dem Jesus Petrus zum Menschenfischer macht. Die wesentliche Stelle darin sei, dass Petrus zuvor vor dem Herrn auf die Füße gefallen sei und die Worte gesprochen habe: „Ich bin ein Sünder.“ Erst die Einsicht, „nicht der Wichtigste, der Größte zu sein, selbst fehlbar, schwach, kritikwürdig, nicht perfekt, nicht allwissend, nicht allmächtig zu sein“, qualifiziere dazu, Menschenfischer zu sein, erinnerte Beer. Nur mit diesem Bekenntnis habe das Bild vom Menschenfischer seine Berichtigung und seinen Sinn, so der Geistliche weiter. „Nur mit diesem Vorzeichen wird es vielleicht der Kirche und ihren Vertretern und Vertreterinnen gelingen, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen – vielleicht.“

Der in Theologie und Pädagogik promovierte Niederbayer (55) war von 2010 bis 2020 Generalvikar im Erzbistum München und Freising. In seiner Amtszeit wurden 2010 erstmals von einem deutschen Bistum externe Rechtsanwälte, die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl, mit der Auswertung von Personalakten kirchlicher Mitarbeiter zu Missbrauchsfällen beauftragt. Seit April 2020 ist Beer Professor an der Universität Gregoriana in Rom und ein enger Mitarbeiter des Kinderschutzexperten Hans Zollner. Außerdem ist er Vorsitzender des Stiftungsrats der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU).

kna

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