Einer Umfrage zufolge sprechen sich 74 Prozent der Katholiken in Deutschland für eine Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester und Ordensleute aus.
Berlin – Auf der dritten Synodalversammlung war am Wochenende auch der Pflichtzölibat ein Thema. Eine Mehrheit der Synodalen sprach sich für eine Lockerung aus. Sie repräsentiert damit ganz eindeutig die Stimmung unter den Katholiken: Einer Umfrage zufolge sprechen sich 74 Prozent der Katholiken in Deutschland für eine Abschaffung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester und Ordensleute aus. Gegen ein Ende des Pflichtzölibats waren 13 Prozent, weitere 13 Prozent machten keine Angaben, wie aus den Ergebnissen einer Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut INSA im Auftrag der „Bild am Sonntag“ hervorgeht.
Außerdem wünschen sich demnach 84 Prozent der Katholiken eine Entschuldigung von Benedikt XVI. für seine Rolle im Missbrauchsskandal; 8 Prozent wünschen das nicht, 8 Prozent machten keine Angabe. An der Umfrage, die am Freitag durchgeführt wurde, nahmen 1.002 Personen teil.
Synodaler Weg: Papst soll verheiratete Priester zulassen
Mit großer Mehrheit hatte am Freitag der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland eine Initiative zur Lockerung der Zölibatsvorschrift für Priester beschlossen. Ein Papier, das die Spitzen der Kirche in Deutschland auffordert, entsprechende Vorschläge beim Papst einzubringen, verabschiedete die Synodalversammlung in Frankfurt am Freitag in Erster Lesung mit knapp 86 Prozent der Stimmen. Eine Zweite Lesung des Textes mit verbindlicher Abstimmung wird auf der vierten Synodalversammlung im Herbst erwartet.
Der mit den Worten „Zölibat der Priester – Stärkung und Öffnung“ überschriebene Text betont den Wert der Ehelosigkeit als Lebensform der Priester. Er fordert aber zugleich die Zulassung verheirateter Priester in der römisch-katholischen Kirche durch den Papst oder durch ein Konzil. Außerdem wird gefordert, der Papst solle es katholischen Priestern gestatten, zu heiraten und im Amt zu bleiben.
Nachdem es in der zweiten Synodalversammlung eine grundsätzliche Diskussion um das Priestertum gegeben hatte, betont das Papier nun, dass geweihte Priester für die katholische Kirche unverzichtbar seien. In der Debatte über das Papier wurde mehrere Male daran erinnert, dass es auch in den byzantinischen Kirchen verheiratete Priester gibt und dass auch heute schon ehemalige protestantische Pfarrer als verheiratete Priester in der katholischen Kirche wirken dürfen. Mehrere Redner kritisierten die in dem Text enthaltene positive Würdigung der ehelosen Lebensform und forderten, dass die Risiken und Nebenwirkungen des Zölibats kritischer benannt werden müssten.
Pflichtzölibat nicht an Priesteramt binden
„Es ist falsch, die Möglichkeit, den Zölibat zu leben, einfach auf den Einzelnen abzuladen“, sagte zuvor bereits der Kardinal Reinhard Marx in einem am Donnerstag in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview. Zölibatäres Leben habe sicher einen Wert für die Kirche, erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Es wüchsen jedoch Zweifel, das Prinzip weiter zwingend an das Priesteramt zu binden. Man müsse einen Weg finden, der Freiwilligkeit miteinbeziehe.