Im Kampf gegen den Menschenhandel fordern katholische Bischöfe einen Bewusstseinswandel und einen verstärkten Einsatz der Gesellschaft.
Köln – Im Kampf gegen den Menschenhandel fordern katholische Bischöfe einen Bewusstseinswandel und einen verstärkten Einsatz der Gesellschaft. „Es darf für die Zivilgesellschaft einfach nicht mehr akzeptabel sein, dass es über 40 Millionen Opfer weltweit gibt“, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz, der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, am Mittwoch vor Journalisten. „Und das muss sich so ins Bewusstsein der Zivilgesellschaft einprägen, dass alle sagen: Das darf und kann es nicht mehr geben.“
Von Dienstag bis Mittwoch fand die erste Europa-Konferenz der sogenannten Santa-Marta-Gruppe statt. Sie ist eine von Papst Franziskus initiierte Kooperation aus hochrangigen Kirchenvertretern, Persönlichkeiten aus Strafverfolgungsbehörden sowie weiteren Organisationen mit dem Ziel, Menschenhandel und moderne Sklaverei zu beenden. Zu der ersten Tagung auf europäischer Ebene mit über 100 Teilnehmenden aus rund 20 Ländern hatte das Erzbistum Köln eingeladen. Wegen der Pandemie fand sie online statt.
Der Einsatz gegen Menschenhandel müsse länderübergreifend erfolgen, erklärte der Vorsitzende der Migrationskommission der deutschen katholischen Bischöfe, Erzbischof Stefan Heße. Auch die Kirchen stünden hier in der Verantwortung. Während der Konferenz habe der Zusammenschluss an einem Aktionsplan gearbeitet, der in den kommenden Tagen veröffentlicht werden solle.
Die insgesamt acht Handlungsempfehlungen sehen laut Heße etwa vor, Opfer von Menschenhandel sichtbar zu machen und zu rehabilitieren. Betroffene bräuchten zudem Exit-Strategien, finanzielle Unterstützung sowie einen sicheren Zugang zur Justiz.
Ein weiteres Ziel sei die Einhaltung von Standards bei Lieferketten aus, die ohne ausbeuterische Produktion auskämen, so der Erzbischof. Jede Form von Menschenhandel müsse bestraft und bekämpft werden. Sowohl die Bischofskonferenz als auch politische Vertreter auf europäischer Ebene sollen über die Ergebnisse informiert werden.
Ivonne van de Kar vom europäischen Netzwerk für Ordensleute „RENATE“ (Religious in Europe Networking Against Trafficking and Exploitation) verwies auf die Vorbildfunktion kirchlicher Institutionen. Auch forderte sie mehr Aufmerksamkeit für von Menschenhandel betroffene Personen. „Wovon man nichts weiß, sieht man auch nicht“, sagte sie.