Mit einem Appell von Kurienkardinal Antonio Tagle zu mehr missionarischem Einsatz aller Christen ist am Samstagabend ein internationales Symposium zum Priestertum zu Ende gegangen.
Vatikanstadt – Mit einem Appell von Kurienkardinal Antonio Tagle zu mehr missionarischem Einsatz aller Christen ist am Samstagabend ein internationales Symposium zum Priestertum zu Ende gegangen. Anlass der dreitägigen Veranstaltung war die Krise des katholischen Priesterbilds, maßgeblich verschärft durch den Missbrauch durch Priester, wie Kurienkardinal Marc Ouellet als Organisator eingangs erklärte.
Grundlegende Aussagen der Referenten bezogen sich auf den Auftrag aller getauften Christen, den Glauben zu leben und weiterzugeben. Zugleich wurde ein ausgewogeneres Verhältnis und mehr Zusammenarbeit von Klerikern, Ordensleuten und Laien gefordert. Dies müsse aber entsprechend der jeweiligen Berufung und Charismen geschehen.
Die öffentlich debattierten Fragen des Zölibats sowie einer Priesterweihe für Frauen kamen ebenfalls zur Sprache. Dabei sprach sich die italienische Dogmatikprofessorin Michelina Tenace am Freitagabend gegen eine Priesterweihe für Frauen aus. Dies sei „keine angemessene Weise, ihre Würde anzuerkennen“. Dienste in der Kirche seien „kein Recht, sondern eine Pflicht“, wies sie „ideologische, ergo feministische Denkansätze“ zurück.
Auch einen antiken Diakonat von Frauen wiederherzustellen, sei zu wenig. „Es muss mehr geschehen“, forderte Tenace, die einer ersten von Papst Franziskus eingesetzten Kommission zu diesem Thema angehörte. Vielmehr brauche es neue Formen, damit die Rede vom allgemeinen Priestertum aller Getauften nicht abstrakt bleibt.
Die Ordensfrau und leitende Kurienmitarbeiterin Alessandra Smerilli kritisierte, dass „in der Kirche noch zu wenige Frauen an verantwortlichen Positionen sind“. Das wichtigere Problem sei aber, wie die Kirche ihren Dienst für die Menschen besser erfüllen könne. Es müsse vor allem darum gehen.
Als ein Beispiel für wesentlichere Herausforderungen beschrieb die italienische Katholikin und Streetworkerin Chiara Arimante. Die von ihr gegründete Gemeinschaft „Nuove orizzonte“ (Neue Horizonte) kümmert sich vor allem um Jugendliche und Migranten auf der Straße und in anderen Schwierigkeiten. Angesichts eines solchen „Hungers nach Liebe“, müssten Katholiken den Dualismus von Klerikern und Laien und die in Jahrhunderten entstandene Hierarchiepyramide überwinden. Stattdessen, so Amirante, gelte es, auf der gemeinsamen Grundlage der Taufe das allgemeine „christliche Priestertum“ wiederzuentdecken.
Der spanische Theologe Emilio Justo verteidigte den verpflichtenden Zölibat für Priester in der römischen Kirche. Im ersten Jahrtausend habe es auch im Westen teilweise verheiratete Priester gegeben, die aber gehalten waren, auch in der Ehe enthaltsam zu leben. Von daher sei es durchaus denkbar, vereinzelt wieder ältere verheiratete Männer, in deren Familie die Kindererziehung abgeschlossen sei, zu Priestern zu weihen. Gleichzeitig verteidigte er den Zölibat als „eine andere Art zu lieben und geliebt zu werden“ – als „Liebe zur Kirche und zu den Menschen der Gemeinde“.
Kardinal Kurt Koch wies darauf hin, gerade beim kirchlichen Amt seien die christlichen Kirchen noch am weitesten voneinander entfernt. Die Frage nach einer Weihe von Frauen sei die wohl schwierigste. Während katholische und orthodoxe Kirchen sich einig seien beim Ausschluss von Frauen vom Weiheamt, werfen ihnen evangelische Kirchen in dem Punkt ein Defizit im Kirchenverständnis vor, so der Präsident des Päpstlichen Ökumenerates.
Mit einem persönlich gehaltenen Statement hatte Papst Franziskus zu Beginn des Symposiums Priestern geraten, in ihrem Leben offene und vertrauensvolle Nähe zu wahren und zu pflegen. Dies gelte im Verhältnis zu Gott, zu ihrem Bischof, zu anderen Priestern und zu den Menschen in ihrer Gemeinde. Nur in derartigen Gemeinschaften sei der Zölibat zu leben und lasse sich Klerikalismus entgegenwirken.