Köln: Woher kommt das Geld für die Woelki-Hochschule?

Nicht nur die Kosten für die von Kardinal Woelki im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung beauftragten Berater werfen Fragen auf. Auch die Finanzierung einer von ihm übernommenen theologischen Hochschule ist unklar.
Nicht nur die Kosten für die von Kardinal Woelki im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung beauftragten Berater werfen Fragen auf. Auch die Finanzierung einer von ihm übernommenen theologischen Hochschule ist unklar.

Kardinal Rainer Maria Woelki –Foto: rwm

Es ist ein Lieblingsprojekt von Kardinal Rainer Maria Woelki: Die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT). Beobachter sehen darin den Versuch, eine konservativ profilierte Einrichtung neben der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Uni Bonn aufzubauen. Die ursprünglich von den Steyler Missionaren in Sankt Augustin betriebene Einrichtung ging zum 1. Februar 2020 in die Trägerschaft einer vom Erzbistum gegründeten Stiftung über. Doch offenbar steht die Finanzierung auf tönernen Füßen.

Finanzierung scheint nicht gesichert

Mitglieder des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates der Erzdiözese hinterfragen das Konzept, wie aus einem Protokollauszug von der Dezembersitzung des Gremiums hervorgeht. Dieses Dokument sowie weitere Protokollnotizen aus anderen Gremiensitzungen, die sich mit der Hochschule befassten, hatte Übergangsleiter Rolf Steinhäuser dem obersten Beratungsgremium, dem Diözesanpastoralrat, zukommen lassen. Aus den der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass die Finanzierung weder kurz- noch langfristig gesichert ist.

Im Sommer 2019 hatte Woelki den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat über seine Absicht informiert, für die Übernahme der Trägerschaft eine eigene Stiftung zu gründen. Dabei erfolgte die Zusage, dass dafür keine Kirchensteuermittel verwendet werden. „Die Finanzierung ist für das Erzbistum ergebnisneutral“, hieß es. Um die Hochschule zunächst für sechs Jahre weiterzuführen, würden Gelder aus dem sogenannten BB-Fonds fließen.

Durch Abgaben von Klerikern gebildetes Sondervermögen

Dabei handelt es sich um ein über Jahrzehnte durch Abgaben von Klerikern gebildetes Sondervermögen. Aus demselben Vermögen hat Woelki auch die umstrittenen 2,8 Millionen Euro für Gutachter und PR-Berater im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung bezahlt. Langfristig, so der ambitionierte Plan für die Hochschule, soll die Stiftung eine „Finanzierung von außen“ sicherstellen – durch Großspender und Fundraising.

Um die Übernahme zu sichern, war im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat zunächst von einem Jahresbetrag von 1,2 Millionen Euro und einer Gesamtsumme von 7,2 Millionen Euro für die kommenden sechs Jahre die Rede – was in einem weiteren Gremium, dem Vermögensrat, als ein „vertretbares Risiko“ dargestellt wurde. Damals umfasste der BB-Fonds mehr als 20 Millionen Euro.

Finanzbedarf der Hochschule hat sich verdreifacht

Inzwischen hat sich erwiesen, dass hier eine Milchmädchenrechnung aufgemacht wurde. Denn der Finanzbedarf der mittlerweile von Sankt Augustin nach Köln verlegten Hochschule, die 65 Studierende im Wintersemester 2020/21 zählte, hat sich verdreifacht. Laut Wirtschaftsplänen des Erzbistums ist der jährliche Finanzbedarf bereits auf über drei Millionen Euro gestiegen (2021: 3,4 Millionen Euro / 2022: 3,2 Millionen Euro).

Und dabei sind von den kirchenrechtlich 15 vorgeschriebenen Professuren nur drei besetzt. Bliebe es bei diesem Kostenvolumen, bräuchte die Stiftung zur Anschubfinanzierung der Hochschule mehr als 17 Millionen Euro. Zum 31. Dezember 2020 umfasste der BB-Fonds, aus dem auch die Zahlungen an Missbrauchsbetroffene in Anerkennung ihres Leids erfolgen, laut Jahresabschluss des Erzbistums aber nur noch 16,8 Millionen Euro.

Mitglieder des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrats sind in Sorge

Langfristig sind für die Hochschule pro Jahr Kosten in Höhe von acht bis zehn Millionen Euro anzusetzen, wie die Geschäftsführerin der „Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln“ dem Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat mitteilte. Mitglieder des Gremiums sind in Sorge: Die Kostenentwicklung sei bedenklich, die Finanzierung aus dem BB-Fonds zeitlich begrenzt und die Verwendung von Kirchensteuermitteln bisher ausdrücklich ausgeschlossen.

Woher also soll das Geld kommen? Die Anfrage, ob es sich inzwischen abzeichnet, dass Drittmittel in ausreichendem Maße generiert werden können oder es Zusagen von Großsponsoren – etwa einer geistlichen Gemeinschaft – gebe, beantwortete das Erzbistum nicht. Hatte die Pressestelle über lange Zeit die Öffentlichkeitsarbeit für die Hochschule betrieben, heißt es nun: „Bitte wenden Sie sich zur Beantwortung dieser Frage an die Stiftung.“ Die Erzdiözese weist aber darauf hin, dass die Vorlage einer Mittelfristplanung bis Ende Februar „angekündigt“ sei.

Man darf gespannt sein, ob Stiftungs-Geschäftsführerin und Hochschul-Kanzlerin Martina Köppen dann auch liefert und Sponsoren präsentiert, die Millionenbeträge zusagen. Im Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat herrscht offenbar große Skepsis. Das Protokoll zitiert Forderungen aus dem Kreis: Das Gremium sei „im Vorfeld“ in die Beschlussfassung einzubeziehen, wenn die Hochschule künftig doch aus Kirchensteuermitteln finanziert werden solle.

Von Andreas Otto (KNA)