Hilfe für Ukraine läuft an

Regierungsvertreter und Hilfswerke haben umfassende Unterstützung für die Menschen in der Ukraine angekündigt. 
Regierungsvertreter und Hilfswerke haben umfassende Unterstützung für die Menschen in der Ukraine angekündigt. 

In der Stadt Ivano-Frankivsk bauen die Malteser Ukraine Zelte für Geflüchtete auf. Dort können rund 250 Geflüchtete medizinisch und psychologisch versorgt werden. Außerdem stehen Feldbetten und Essen bereit. –Foto: Malteser Ukraine

Köln/Ivano-Frankivs – Regierungsvertreter und Hilfswerke haben nach dem russischen Angriff umfassende Unterstützung für die Menschen in der Ukraine angekündigt. In der Stadt Ivano-Frankivsk haben die Malteser damit begonnen, Geflüchtete mit Zelten, Feldbetten, Decken und Lebensmitteln zu versorgen. Nach Angaben des Hilfswerks sind die aus Deutschland am Donnerstag entsendeten Hilfsgüter am Samstag vor Ort eingetroffen und kommen direkt zum Einsatz. Außerdem werden die Geflüchteten medizinisch und psychologisch betreut.

„Unsere Malteser-Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine gehen wie so viele Menschen dort gerade psychisch und physisch an ihre Belastungsgrenze. Sie machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Familien und um ihr Land, aber der Wunsch und die Entschlossenheit, anderen Menschen gerade in dieser Situation zu helfen, ist groß. Im Osten des Landes haben die Malteser ihre Arbeit der psychosozialen Betreuung teilweise wieder aufgenommen, aus Sicherheitsgründen geschieht dies online. Diese Hingabe beeindruckt mich sehr und wir versuchen, die Kolleginnen und Kollegen so gut es geht bei ihrer Arbeit zu unterstützen“, sagte Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfeabteilung von Malteser International.

Caritas-Verbände in Deutschland bereiten sich auf die Aufnahme der Geflüchteten vor

„Die Malteserverbände in den ukrainischen Anrainerstatten, wie zum Beispiel Polen, Rumänien oder Ungarn haben ihre Mitarbeitenden bereits an die Grenzen entsandt und leisten dort Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine. Sie verteilen Lebensmittel, Wasser und leisten medizinische Hilfe. Malteser International wird hier jetzt unterstützen und das liefern, was vor Ort am meisten benötigt wird: medizinisches Verbrauchsmaterial, Hygieneartikel und Trinkwasser. Es werden Millionen Menschen erwartet, die vor diesem Krieg fliehen und wir Malteser werden dazu beizutragen, ihnen bestmöglich zur Seite zu stehen“, erklärte Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär von Malteser International.

Die Malteser sind seit den 1990er-Jahren in der Ukraine aktiv. An den Grenzen zu Polen, Rumänien oder Ungarn sind Teams des Malteser Hilfsdienstes im Einsatz, wie die Organisation mitteilte. In enger Zusammenarbeit zwischen Malteser International, ukrainischen und deutschen Maltesern, leistet die Hilfsorganisation psychosoziale Unterstützung für Vertriebene, und unterstützt Geflüchtete sowie arme, benachteiligte Menschen mit warmen Mahlzeiten in ihren Suppenküchen.

Nach Angaben der Johanniter sind am Wochenende erste Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine in Deutschland angekommen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte umfassende Hilfe zu: „Der Bund wird jede mögliche Unterstützung leisten“, sagte sie der Bild am Sonntag. Unterdessen wird die Situation vor Ort nach Angaben der Caritas immer schwieriger. „Die Caritas-Verbände in Deutschland bereiten sich auf die Aufnahme der Geflüchteten vor, die mehr und mehr Richtung Westen unterwegs sind“, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa.

Augenblicklich steige der Druck in den unmittelbaren Nachbarländern der Ukraine, fügte die Expertin hinzu. In Polen werden demnach etwa eine Million Geflüchtete aus der Ukraine erwartet; die Caritas Polen habe zweieinhalbtausend Unterkunftsplätze vorbereitet. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erklärte, seine Regierung habe sich bezüglich der Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten keine Obergrenze gesetzt. „Wir werden diejenigen aufnehmen, die es brauchen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Kanzler Scholz sieht „Zeitenwende“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach unterdessen in seiner Regierungserklärung am Sonntag von einer „Zeitenwende“. Mit dem Angriffskrieg zertrümmere der russische Präsident Wladimir Putin die europäische Sicherheitsordnung, wie sie fast ein halbes Jahrhundert Bestand gehabt hatte. Scholz weiter: „Die himmelschreiende Ungerechtigkeit, der Schmerz der Ukrainerinnen und Ukrainer – sie gehen uns alle sehr nahe“. Der Kanzler bedankte sich bei „allen, die Zeichen setzen gegen Putins Krieg – etwa bei friedlichen Demonstrationen“. Vielerorts waren Friedensgottesdienste und -demonstrationen geplant. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom forderte Papst Franziskus humanitäre Korridore für ukrainische Geflüchtete.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte: „Das unsägliche Leid der Männer, Frauen und Kinder in der Ukraine trifft uns ins Mark“. Die Regierung werde dafür sorgen, dass die Menschen in der Ukraine schnell mit dem Nötigsten versorgt würden – „etwa mit medizinischen Gütern, mit sicheren Unterkünften“. Dafür sei der deutsche Beitrag zum Humanitären UN-Hilfsfonds für die Ukraine um fünf Millionen Euro erhöht worden. Zudem stelle der Bund zehn Millionen Euro für das Internationale Rote Kreuz kurzfristig bereit. Vor der Sondersitzung des Bundestags fand in der Kapelle der Katholischen Akademie in Berlin ein ökumenischer Gottesdienst statt, an dem zahlreiche Parlamentarier teilnahmen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in Moldawien in den vergangenen 36 Stunden bereits zehntausende Menschen angekommen. Auch in Rumänien hätten unmittelbar nach Kriegsbeginn mehr als 10.000 Geflüchtete aus der Ukraine die Grenze überschritten. Am Grenzübergang Siret im Nordosten haben sich Medienberichten zufolge Warteschlangen von bis zu 35 Kilometern gebildet.

rwm mit kna