Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat sich entsetzt über die Missbrauchstaten eines Kölner Priesters gezeigt, der in der vergangenen Woche zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde.
Hamburg/Köln – Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat sich entsetzt über die Missbrauchstaten eines Kölner Priesters gezeigt, der in der vergangenen Woche zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde. „Mich erschreckt, was alles herausgekommen ist und wie viele Verbrechen er begangen hat“, sagte der frühere Personalchef des Erzbistums Köln dem „Hamburger Abendblatt“ (Montag). Ebenso erschreckend sei für ihn, dass die Staatsanwaltschaft vor elf Jahren die Ermittlungen in diesem Fall eingestellt habe. „Nun aber ist er neu aufgerollt worden. Und das ist gut so.“
Das Landgericht Köln hatte den Priester U. am Freitag des 110-fachen sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen. Heße musste in dem Prozess als Zeuge aussagen, weil er 2010 und 2011 als Kölner Personalchef mit dem Fall befasst war. Damals waren erste Vorwürfe gegen den Priester bekannt geworden, und die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen aufgenommen. Heße hatte dem Beschuldigten zunächst eine Entlassungsurkunde überreicht. Als die Staatsanwaltschaft 2011 ihre Ermittlungen eingestellt hatte, war U. jedoch wieder als Krankenhausseelsorger eingesetzt worden. Wie sich nun vor Gericht herausstellte, hat er seither weitere Missbrauchstaten begangen.
„Weil der Richter die Überzeugung hatte, dass ich einen Beitrag zur Aufklärung leisten kann, stand meine Zeugenaussage vor dem Kölner Landgericht außer Frage“, so Heße. Es sei für einen Bischof ungewöhnlich, aber nicht schlimm, als Zeuge vor Gericht geladen zu sein. Dass seine Vernehmung drei Stunden gedauert habe, habe er zunächst nicht erwartet. „Aber das ist natürlich die Freiheit des Richters.“ Auf die Frage, ob der verurteilte Priester nach seinem Tod in den Himmel komme, antwortete Heße: „Was wir Gericht nennen, wird ihn mit der Wahrheit seines Lebens konfrontieren.“
kna