Nach der Vorstellung eines „Maßnahmenplans“ im Erzbistum Berlin zur Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt durch Priester und andere Mitarbeitende der Kirche hat die Betroffenenorganisation Eckiger Tisch Kritik geübt.
Berlin – Nach der Vorstellung eines „Maßnahmenplans“ im Erzbistum Berlin zur Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt durch Priester und andere Mitarbeitende der Kirche hat die Betroffenenorganisation Eckiger Tisch Kritik geübt. Es fehlten „zwei ganz entscheidende Punkte“, erklärte am Dienstagabend Sprecher Matthias Katsch.
„Zum einen die Selbstverpflichtung, dass Priester, die Kinder missbraucht haben, keine Priester mehr sein dürfen, und dass Bischöfe, die das vertuschen, keine Bischöfe mehr sein dürfen. Und zum anderen verzichtet die Kirche immer noch nicht auf die Beichte bei Kindern und Jugendlichen, dabei ist das erwiesenermaßen einer der Hauptgefährdungsbereiche“, so Katsch.
Einrichtung einer Fachstelle gefordert
Auch habe das Erzbistum „noch nicht einmal entschieden, ob eine Fachstelle Aufarbeitung geschaffen werden“ müsse. Am selben Tag hatte auch der Diözesanrat der Katholiken die Einrichtung einer solchen Fachstelle im Erzbistum Berlin gefordert. Die Diözesanratsvorsitzende Karlies Abmeier kritisierte, dass die Bistumsleitung „keine klare Entscheidung“ für eine solche Einrichtung getroffen habe.
Der Verwaltungschef des Erzbistums, Generalvikar Manfred Kollig, hatte bei einer Pressekonferenz erklärt, es sei noch nicht entschieden, ob für die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt auf der Ebene der Kirchengemeinden eine Fachstelle geschaffen werden müsse. Darüber werde unter anderem im ständigen Beraterstab von Erzbischof Heiner Koch zu Fragen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch diskutiert. Dem Gremium gehören auch Beauftragte an, die Ansprechpersonen für Betroffene sind oder Präventionsmaßnahmen leiten.
Betroffene sehen Kirche und Staat in der Verantwortung
Katsch betonte zugleich, es sei ausdrücklich zu begrüßen, dass in dem „Maßnahmenplan“ konkret „Ressourcen zur Organisation von Selbsthilfeangeboten“ versprochen würden, die auch „finanzielle Unterstützungsleistungen“ umfassten. „Dies wäre ein Novum in der deutschen Bistumslandschaft, und ist auch dringend notwendig.“
Betroffeneninitiativen wie der Eckige Tisch arbeiteten seit zwölf Jahren ehrenamtlich, und die „Flut der Anfragen und Hilfegesuche“ werde immer größer, so Katsch. „Dies können die Betroffeneninitiativen nicht mehr ohne finanzielle Hilfe schultern. Sowohl die Kirche als auch der Staat stehen hierfür in der Verantwortung.“