Der Münsteraner Bischof Felix Genn spricht sich für eine „moralische Erneuerung“ der Kirche aus.
Münster – Der Münsteraner Bischof Felix Genn spricht sich für eine „moralische Erneuerung“ der Kirche aus. „Als Christinnen und Christen muss es uns um die Menschen gehen, nicht um die Institution Kirche und deren Glaubwürdigkeit“, schreibt er in seinem am Samstag veröffentlichten Hirtenbrief zum Beginn der Fastenzeit vor Ostern. Nur eine glaubwürdige Kirche mit glaubwürdigen Verantwortungsträgern könne dazu beitragen, dass es in der Gesellschaft Gemeinsinn gebe.
Die Initiative #OutInChurch habe gezeigt, wie viele Menschen unter den Moralvorstellungen der Kirche gelitten hätten, so der Bischof. Die Botschaft „so, wie du bist, bist du nicht gut, nicht gut genug für die Kirche, für Gott“ sei verletzend. Es dürfe keine Gruppe mehr geben, auf die mit dem „moralischen Finger“ gezeigt werde.
Im Januar hatten im Rahmen der Initiative 125 Kirchenmitarbeitende öffentlich erklärt, dass sie einer sexuellen Minderheit angehören. In der katholischen Kirche kann zum Beispiel eine homosexuelle Beziehung im Extremfall zur Kündigung führen. Auf #OutInChurch folgten viele Forderungen, diese Regel zu ändern.
Genn erklärte weiter, er habe für die Krise der katholischen Kirche keine Lösungsvorschläge. Er verwies jedoch auf den Reformprozess Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Einander zuzuhören, sich aufeinander einzulassen und miteinander zu sprechen, löse Blockaden und führe zusammen, so der Bischof. Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.
Erzbischof Becker plädiert für Zusammenhalt in der Kirche
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zum Beginn der Fastenzeit erinnert an den Zusammenhalt in der Kirche. In einem Hirtenbrief ermutigt er, trotz Verschiedenheit zusammen zu bleiben und sich nicht zu „zerstreiten“. Angesichts der Ereignisse im Erzbistum, in der Kirche in Deutschland und in der Welt komme es darauf an, „mit Respekt und Wertschätzung“ denen zu begegnen, die in der Vergangenheit oft übersehen worden seien und bis heute nicht wahrgenommen würden. Beckers Hirtenbrief wird am Sonntag in den katholischen Gemeinden im Erzbistum Paderborn verlesen.
Er frage sich „sehr selbstkritisch“, wie die Unzufriedenheit und Verunsicherung vieler Gläubiger auch in seiner Erzdiözese so rasant anwachsen konnten. Es bestehe eine große Notwendigkeit, „gemeinsam Wege der Umkehr und Erneuerung der Kirche“ zu finden und zu gehen. „Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus“, betonte Becker. Der Reformprozess Synodaler Weg habe erste Wegmarken gesetzt, erklärte der Erzbischof und fügte hinzu: „Wir müssen die Dinge beim Namen nennen, und wir dürfen gleichzeitig nicht übersehen, was an Gutem bei uns geschah und geschieht.“ Dabei dürften Schuld und Verbrechen jedoch nicht relativiert werden.
Becker rief die Gläubigen auf, nicht mutlos zu werden und sich nicht zurückzuziehen. „Ich kann Sie nur bitten, dass ausgesprochen wird, was Sie denken und fühlen, und dass wir dabei barmherzig und gut miteinander umgehen.“ Er sei dankbar für alle Menschen, die in der Kirche blieben und ihr vertrauten.