Weltfrauentag – Schutz vor Krieg und häuslicher Gewalt gefordert

Zum Internationalen Frauentag an diesem Dienstag haben zivile und kirchliche Organisationen besonders auf die Situation in der Ukraine und in Afghanistan aufmerksam gemacht.
Zum Internationalen Frauentag an diesem Dienstag haben zivile und kirchliche Organisationen besonders auf die Situation in der Ukraine und in Afghanistan aufmerksam gemacht.

Dr. Maria Flachsbarth, (Foto: KFBD)

Zum Internationalen Frauentag am Dienstag haben zivile und kirchliche Organisationen besonders auf die Situation in der Ukraine und in Afghanistan aufmerksam gemacht. Dort seien Frauen nicht nur sexualisierter Gewalt ausgesetzt, in Afghanistan kämen seit der Machtübernahme der Taliban eine generelle Unterdrückung der Frauenrechte sowie Todesdrohungen hinzu. Aber auch in Deutschland gibt es viele Baustellen.

Die evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie appellierten an die Staatengemeinschaft, Frauen und Mädchen im Kriegsgebiet zu schützen. „Für sie muss vor Ort ebenso wie auf der Flucht und in den Aufnahmestaaten dringend besondere Unterstützung sichergestellt werden“, betonte die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am Montag. Die Schutzsuchenden bräuchten „schnelle und unkomplizierte Hilfe“, ergänzte Diakonie-Vorständin Maria Loheide: „Das sind nicht nur Wohnmöglichkeiten, sondern auch Informationen über ihre Rechte sowie professionelle Unterstützung und Begleitung.“

Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor, der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) und Pro Asyl mahnten, wegen des Ukrainekriegs nicht die Frauen in Afghanistan zu vergessen. Deutschland habe eine moralische Verantwortung, den Menschen im Land zu helfen, so Misereor-Expertin Anna Dirksmeier. KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth forderte, bedrohte Frauenrechtlerinnen und ihre Familien außer Landes zu bringen.

Einen entsprechenden Hilferuf veröffentlichte Pro Asyl: „Holt uns hier raus! Bringt uns und unsere Familien in Sicherheit! Wartet nicht länger, jeder Tag zählt!“, heißt es in einem Brief von 33 noch in Afghanistan verbliebenen Frauen der Gruppe „United Voice of Women for Peace“. „Wir bekommen Drohungen per SMS und Brief. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Taliban auch an uns grausame Rache üben.“

Das katholische Hilfswerk missio Aachen rief alle Männer dazu auf, sich stärker für Frauenrechte einzusetzen. „Die Geringschätzung von Frauen führt zu schweren Menschenrechtsverletzungen“, erklärte missio-Präsident Dirk Bingener. Als Beispiele nannte er sexuelle Gewalt, Zwangsheirat und weibliche Genitalverstümmelung.

Letztere ist laut der Berliner Ärztin Cornelia Strunz auch in Deutschland ein wichtiges Thema. Es gebe zahlreiche Fälle, in denen entweder eine Beschneiderin etwa aus einem afrikanischen Land „eingeflogen“ werde oder Mädchen in den Ferien in „ihrer alten Heimat“ beschnitten würden. „Weibliche Genitalverstümmelung kann man nur durch konsequente Aufklärung über die Folgen – auch in strafrechtlicher Hinsicht – bekämpfen. Das kollektive Schweigen über dieses Verbrechen und der soziale Druck müssen endlich aufhören“, sagte Strunz der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der Verein Frauenhauskoordinierung forderte eine bessere Finanzierung des Hilfesystems für Frauen in Deutschland, die in Partnerschaften Opfer häuslicher Gewalt werden. Demnach ist der Zugang zu Schutzeinrichtungen für zahlreiche Betroffene nicht gewährleistet, jede vierte Frau muss sich zudem an den Kosten ihres Frauenhausaufenthalts beteiligen.

Forderungen zum Weltfrauentag: Faire Lastenteilung und Bezahlung

Interessensverbände kritisieren die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung sowie mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung insbesondere der Fürsorgearbeit. „Wer das Leben von Frauen verbessern will, der muss dafür sorgen, dass Gleichstellung keine leere Floskel bleibt“, betonte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, in Berlin. Der Verband kinderreicher Familien Deutschland forderte, Care-Arbeit nicht länger als „naturgegeben und selbstverständlich“ anzusehen. Frauen leisteten einen Großteil der unbezahlten Fürsorgearbeit und würden in der Lohnarbeit schlechter bezahlt, bemängelte der Verband in Mönchengladbach.

Die VdK-Präsidentin kritisierte die Ausweitung der Minijobgrenze durch die Ampel-Regierung sowie das Festhalten am Ehegattensplitting. „Damit zementiert sie die Teilzeit- und Armutsfalle von Frauen. Sich aus alten Rollenmustern zu befreien, wird so erschwert“, so Bentele.

Auch beim Elterngeld würden die falschen Anreize gesetzt: „Drei zusätzliche Monate dafür, dass sich der zweite Elternteil, also meist der Vater, entscheidet, ebenfalls Elternzeit zu beantragen.“ Sinnvoll im Sinne einer Gleichstellung von Männern und Frauen wäre es hingegen, die gleiche Aufteilung der Zeit zwischen Müttern und Vätern zur Voraussetzung für die maximale Nutzung des Elterngeldes zu machen, unterstrich die Präsidentin des Sozialverbands.

Der Verband kinderreicher Familien betonte, die Pandemie habe gezeigt, dass es vor allem Frauen waren und noch immer seien, die neben ihrem Job noch die Betreuung und die Beschulung der Kinder von zu Hause aus übernommen haben. „Die Arbeit, die Frauen, allen voran Mütter erledigen, als selbstverständlich anzusehen, als kostenlosen Dienst an der Gemeinschaft, kann sich unsere Gesellschaft allerdings längst nicht mehr leisten“, so die Verbandsvorsitzende Elisabeth Müller.

Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hätten sich 69 Prozent der Frauen während des ersten Lockdowns 2020 überwiegend um den Haushalt gekümmert, während es von den Männern 11 Prozent gewesen seien, so der Familien-Verband. In Sachen Betreuung und Homeschooling habe sich jede zweite Mutter verantwortlich gesehen, aber nur jeder siebte Vater. War das jüngste Kind unter zwölf Jahren, betreuten die Mütter den Nachwuchs täglich im Schnitt acht bis zehn Stunden, die Väter taten dies vier bis sechs Stunden lang, wie es hieß.

Ebenso seien die Berufsfelder der Pflege- und Fürsorgearbeit von Kindern, Kranken und Alten überwiegend weiblich besetzt. Frauen verdienten 2020 für dieselbe Arbeit laut Statistischem Bundesamt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Damit sei Deutschland in der Europäischen Union hinten angestellt, kritisierte der Verein.

Der 2011 gegründete Verband kinderreicher Familien Deutschland vertritt nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland. Er versteht sich als Netzwerk von und für Familien mit mindestens drei Kindern und ist demnach konfessionell ungebunden und überparteilich. Der Welttag der Frauen entstand auf Initiative sozialistischer Verbände im Jahr 1911, um die Gleichberechtigung von Frauen und deren Wahlrecht zu fördern. Er wird jährlich am 8. März begangen.

kna