Angesichts einer möglichen weltweiten Ernährungskrise hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eine Stärkung des Welternährungsprogramms angekündigt.
Hamburg – Angesichts einer möglichen weltweiten Ernährungskrise hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) eine Stärkung des Welternährungsprogramms angekündigt. „Wir werden das World Food Programme besser ausstatten. Dafür hat meine Kollegin Annalena Baerbock meine volle Unterstützung“, sagte Özdemir in der aktuellen Ausgabe des „Spiegels“. Wegen des Kriegs in der Ukraine, ausfallender Ernten, blockierter Handelswege und eines weitgehenden Exportstopps von Getreide aus Russland droht demnach vor allem in Afrika und Asien Nahrungsmittelknappheit.
Mit Blick auf drohende Hungersnöte sagte Özdemir: „Die Gefahr ist real.“ Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) beziehe 50 Prozent seines Weizens aus der Ukraine. Deutschland habe außerdem die Pflicht, die weltweiten Agrarmärkte offenzuhalten. Die Regierung werde gegen Spekulation mit Nahrungsmitteln vorgehen, kündigte der Minister an. „Da werden wir nicht tatenlos zusehen, wenn sich hier Verdachtsmomente erhärten. Zudem werden die betroffenen Ressorts – also Landwirtschaft, Auswärtiges, Entwicklung und Finanzen – die Welternährungssicherung in den Blick nehmen. Diese Zusammenarbeit wird mein Haus koordinieren.“
Özdemir regte darüber hinaus eine Entlastung bei Lebensmittelpreisen an. „Längst nicht jeder hat ein Auto oder ist darauf angewiesen. Aber jeder muss sich ernähren. Darauf sind alle angewiesen.“ Der Minister betonte: „Deshalb muss man schon fragen, ob eine Entlastung hier nicht zielgerichteter ist als beim Benzinpreis und allen zugutekommt, insbesondere denjenigen, die wirklich Not leiden.“ Der Staat könne nicht alle Kosten des Krieges auffangen: „Unsere staatlichen Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, können die Folgen des Krieges nicht ungeschehen machen, höchstens abfedern. Das gehört zur Wahrheit dazu.“
Hintergrund sind steigende Preise für Gas und Sprit, aber womöglich auch für Lebensmittel, weil die Ukraine und Russland wichtige Exporteure von Getreide, Ölen und Düngemitteln sind. „Man muss auf jeden Fall davon ausgehen, dass manche Lebensmittel teurer werden“, erklärte Özdemir.