Eine Mehrheit der deutschen Internet-Nutzer belastet es nach eigenen Angaben, dass sie in den Sozialen Medien mit so viel Leid und Elend konfrontiert würden.
Berlin – Eine Mehrheit der deutschen Internet-Nutzer belastet es nach eigenen Angaben, dass sie in den Sozialen Medien mit so viel Leid und Elend konfrontiert würden. Dies sagten mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragen in einer am Dienstag vorgestellten Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Auch zeigen sich 73 Prozent besorgt über die Verbreitung von Falschinformationen über Social Media. Für die Erhebung sind im laufenden Monat März 1.002 repräsentativ ausgewählte Menschen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch befragt worden.
Seit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine ist eine Mehrheit (56 Prozent) nach eigenen Angaben mit „Fake News“ in Kontakt gekommen. In etwa genauso viele (57 Prozent) finden es schwierig, Informationen über den Krieg richtig einzuordnen. Um der Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken, wollen 68 Prozent, dass russische Propaganda-Medien in Deutschland verboten werden – 47 Prozent stimmen dieser Forderung gänzlich zu, 21 Prozent eher. Allerdings spricht sich auch knapp ein Viertel (23 Prozent) dagegen aus.
Positive Effekte für Ukrainer
Zugleich bewertet eine Mehrheit die Rolle Sozialer Medien im Ukraine-Krieg aber eher positiv. 70 Prozent begrüßen, demnach dass diese den Ukrainern mehr Sichtbarkeit für ihre Lage gebe. 56 Prozent fühlen sich demnach durch Facebook, Twitter & Co. näher am Geschehen. Und 53 Prozent gaben an, dank der Angebote schnell und effektiv Hilfe leisten zu können – etwa mit Spenden oder der Organisation von Unterkünften.
Über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg informieren sich gleichwohl 98 Prozent der Befragten im Radio oder Fernsehen. 82 Prozent ziehen Informationen aus persönlichen Gesprächen und 51 Prozent aus Printmedien. Im Internet dominieren Nachrichtenseiten mit 62 Prozent als wichtigste News-Quelle, gefolgt von Sozialen Netzwerken mit 42 Prozent. Mit Videoclips informieren sich 27 Prozent über den Krieg, 19 Prozent greifen auf Messenger-Dienste und 18 Prozent auf Podcasts zurück. Lediglich 10 Prozent informieren sich in Blogs und 5 Prozent auf Webseiten von Ministerien oder Behörden.
Seit Kriegsbeginn ist der Umfrage zufolge die Zeit gestiegen, die Menschen in Sozialen Medien verbringen. 63 Prozent gaben an, sie häufiger zu verwenden – und zwar durchschnittlich 33 Minuten mehr am Tag. 27 Prozent nutzen sie genauso häufig wie zuvor und 9 Prozent seltener, im Durchschnitt 23 Minuten weniger am Tag.
Umfrage: Glaubwürdigkeit gesunken
Vier von zehn Deutschen sind einer Umfrage zufolge unterdessen der Meinung, dass die Glaubwürdigkeit des Journalismus durch die Corona-Berichterstattung abgenommen hat. 41 Prozent äußerten sich so in einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Instituts für Journalistik der TU Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa. Demgegenüber gaben nur 8 Prozent an, die Glaubwürdigkeit habe sich erhöht, wie aus am Montag veröffentlichten ersten Ergebnissen hervorgeht.
Der Leiter der Studie „Journalismus und Demokratie“, der Journalismusforscher Michael Steinbrecher, sprach von einem „alarmierenden Wert“. In der Befragung zeige sich zudem, dass mehr als ein Drittel der Menschen glaubten, der Journalismus sei meist abhängig vom Einfluss der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft, erklärte er. „Wenn sich diese Positionen verfestigen, kann dies auf Dauer die Akzeptanz des Journalismus in seiner demokratischen Funktion beschädigen.“
Journalismus wichtig für das Funktionieren einer Demokratie
In der Befragung stimmten – unabhängig von der Pandemie – 43 Prozent der pauschalen Aussage zu, der Journalismussei in den vergangenen Jahren schlechter geworden. 62 Prozent befanden, im Journalismus werde zu sehr auf Übertreibung und Skandalisierung gesetzt, und 28 Prozent meinten, der Journalismus habe den Kontakt zu Menschen wie ihnen verloren. Weiterhin sehen indes 87 Prozent der Befragten den Journalismus als wichtig für das Funktionieren einer Demokratie an.
Für die Langzeit-Studie „Journalismus und Demokratie“ wird den Angaben zufolge regelmäßig erhoben, welche Erwartungen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen an den Journalismus haben. In diesem Fall wurden 1.002 repräsentativ ausgewählte Bürger ab 18 Jahren im Zeitraum vom 21. Januar bis 2. Februar 2022 online befragt.