Kölns Generalvikar Hofmann tritt zurück

Der Verwaltungschef des krisengeschüttelten Erzbistums Köln, Generalvikar Markus Hofmann (54), tritt zurück.
Köln – Der Verwaltungschef des krisengeschüttelten Erzbistums Köln, Generalvikar Markus Hofmann (54), tritt zurück. Das Amt des Generalvikars werde zum Sommer neu besetzt, teilte das Erzbistum Köln am Freitagabend mit. Kardinal Rainer Maria Woelki wolle die Verwaltung professionalisieren und zeitgemäß organisieren: "Dieser Systemwechsel erfordert auch personelle Änderungen. Darum hat Generalvikar Hofmann mir angeboten, sein Amt neu zu besetzen", erklärte der Erzbischof.

Generalvikar Markus Hofmann (Foto:  http://bilder.erzbistum-koeln.de CC BY-NC 3.0 DE)

Der Verwaltungschef des krisengeschüttelten Erzbistums Köln, Generalvikar Markus Hofmann (54), tritt zurück. Das Amt des Generalvikars werde zum Sommer neu besetzt, teilte das Erzbistum Köln am Freitagabend mit. Kardinal Rainer Maria Woelki wolle die Verwaltung professionalisieren und zeitgemäß organisieren: „Dieser Systemwechsel erfordert auch personelle Änderungen. Darum hat Generalvikar Hofmann mir angeboten, sein Amt neu zu besetzen“, erklärte der Erzbischof.

Klärungsbedarf bei „Vertrag im Stiftungsbereich“

Ohne konkretere Hintergründe zu nennen, heißt es in der Erklärung weiter, bei einer Routineprüfung sei „ein Vertrag im Stiftungsbereich des Erzbistums Köln aufgefallen, der einer weiteren Klärung bedarf“. Im Rahmen eines verwaltungsmäßigen Routinevorgangs sei eine „vertragliche Regelung ungewöhnlichen Inhalts“ bekannt geworden. Diese entfalte sowohl für das Erzbistum Köln als auch für die Stiftung „eine erhebliche und langfristige wirtschaftliche Bindungswirkung“ und sei „bisher bei keiner der Körperschaften bilanziert“.

Das Erzbistum wollte aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen nicht mitteilen, um welche Stiftung es sich handele, wie Pressesprecher Jürgen Kleikamp auf Anfrage sagte. In den vergangenen Wochen waren Zweifel an der Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) aufgekommen. Die ursprünglich von den Steyler Missionaren in Sankt Augustin betriebene Einrichtung ging zum 1. Februar 2020 in die Trägerschaft einer Stiftung des Erzbistums über.

Woelki sicherte seinen Gremien damals zu, dass keine Kirchensteuermittel für die Hochschule aufgewendet werden sollen. Stattdessen solle die Stiftung Drittmittel einwerben. Der bislang für die Stiftung vorgesehene Topf des Erzbistums reicht nach Informationen der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) für die kurz- und mittelfristige Finanzierung in Millionenhöhe nicht aus.

Künftig soll es dem Kardinal zufolge drei klar ausgearbeitete Geschäftsbereiche geben: Seelsorge,Finanzen und Verwaltung. Zudem solle ein Verwaltungsexperte als Amtschef eingeführt werden. „Beide Maßnahmen entlasten das Amt des Generalvikars. Dieser hat dann deutlich besser die Möglichkeit, sich vorrangig um seine zahlreichen pastoralen Aufgaben zu kümmern“, so Woelki. Die genaue Umsetzung werde er zeitnah mit externen Fachleuten und Bistumsverantwortlichen besprechen.

Hofmann: Bin Theologe und kein Wirtschafts- oder Verwaltungsfachmann

Hofmann erklärte, er sei Theologe und kein Wirtschafts- oder Verwaltungsfachmann. „Die Aufgaben in einem Generalvikariat sind so vielfältig geworden, dass ich die vorgesehene neue Aufgabenverteilung für richtig und weiterführend halte.“ Damit würde auch mehr Transparenz geschaffen.

Hofmann ist seit 1. Mai 2018 als Generalvikar der Vertreter des Erzbistums und der Verwaltungsleiter in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese. Während der vor kurzem beendeten Auszeit von Kardinal Woelki stand er als sogenannter Delegat weiterhin der Bistumsverwaltung vor. Der Übergangsleiter des Erzbistums für diese Phase, Weihbischof Rolf Steinhäuser, hatte sich beim Vatikan allerdings nach einer Amtsenthebung Hofmanns erkundigt. Rom schlug dies aus.

Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Nach Absprache mit Papst Franziskus ging Kardinal Woelki vergangenen Oktober in eine Auszeit. Bei seiner Rückkehr am Aschermittwoch wurde bekannt, dass er dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat. Gleichzeitig warb Woelki um einen Neuanfang und eine zweite Chance. Über das Rücktrittsgesuch muss Franziskus noch entscheiden.

Hofmann ist in der siebeneinhalbjährigen Amtszeit der dritte Generalvikar, der sich von Woelki trennt. 2015 wechselte Stefan Heße als Erzbischof nach Hamburg. Seinen Nachfolger Dominik Meiering entband Woelki 2018. Seitdem ist Meiering Pfarrer der Kölner Innenstadtpfarreien.

Generalvikar unter Druck geraten

Hofmann fiel durch eine betont sachliche und ruhige Art auf. Kirchenkreisen zufolge schätzte Woelki auch die konservative Ausrichtung des Geistlichen, die sich mit seinen eigenen reformskeptischen Einstellungen deckt. Hofmann gehört der „Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz“ an. Die Mitglieder leben nach den Idealen von Josemaria Escriva (1902-1975), der die konservative katholische Laienbewegung Opus Dei (Werk Gottes) gegründet hatte.

Im Zuge der Vertrauenskrise im Erzbistum Köln war zuletzt der Druck auf Hofmann gestiegen. Im Vatikan liegen Gutachten von zwei Kirchenrechtlern vor, die sich auch mit ihm beschäftigen. Die Experten gingen der Frage nach, ob Woelki und Hofmann bei der Vergabe von Anwalts- und Beraterverträgen rund um die Missbrauchsaufarbeitung wichtige Gremien des Erzbistums übergangen haben. Die Ergebnisse sind nicht bekannt.

Zudem liegen bei der Staatsanwaltschaft Köln Anzeigen gegen Hofmann sowie weitere Bistumsverantwortliche vor. Ihnen wird Beihilfe und fahrlässige Körperverletzung im Fall des wegen 110-fachen Missbrauchs verurteilten Priesters U. vorgeworfen. Kritikern zufolge hätte die Bistumsspitze härter gegen den Geistlichen vorgehen müssen und so Taten verhindern können.

Probleme bei Pfarreireform

Auch bei der Handhabung der angedachten Pfarreireform im Erzbistum Köln gab es Probleme. Unter Hofmanns Federführung erarbeitete die Erzdiözese Pläne, aus den inzwischen 177 Seelsorgebereichen mit ihren insgesamt rund 500 Pfarreien bis 2030 nur noch 50 bis 60 Großpfarreien zu bilden. Nach massivem Gegenwind beauftragte Woelki andere Geistliche damit, Alternativvorschläge auszuarbeiten.

Ob mit dem Rücktritt des Generalvikars Ruhe ins Erzbistum einkehrt, ist ungewiss. Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Nach Absprache mit Papst Franziskus ging Woelki vergangenen Oktober in eine Auszeit. Bei seiner Rückkehr am Aschermittwoch wurde bekannt, dass er dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat. Zugleich warb Woelki um einen Neuanfang und eine zweite Chance. Über das Rücktrittsgesuch muss Franziskus noch entscheiden

kna

Köln: Erzbistum hat Klärungsbedarf