Bilder aus Ukraine deuten auf russische Kriegsverbrechen hin

Nach der Rückeroberung mehrerer von der russischen Armee besetzten Kiewer Vororte durch das ukrainische Militär werden Russland zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen.
Kiew – Nach der Rückeroberung mehrerer von der russischen Armee besetzten Kiewer Vororte durch das ukrainische Militär werden Russland zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Vor allem Bilder aus Butscha, einem Ort nordwestlich der Hauptstadt Kiew, sorgten am Wochenende für Entsetzen. Hier soll es zu regelrechten Hinrichtungen von Zivilisten gekommen sein.

Swjatoslaw Schewtschuk. –Foto: Kirche in Not

Nach der Rückeroberung mehrerer von der russischen Armee besetzten Kiewer Vororte durch das ukrainische Militär werden Russland zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen. Vor allem Bilder aus Butscha, einem Ort nordwestlich der Hauptstadt Kiew, sorgten am Wochenende für Entsetzen. Hier soll es zu regelrechten Hinrichtungen von Zivilisten gekommen sein. Vertreter von EU und Bundesregierung kündigten an, die Sanktionen gegen Moskau zu verschärfen. Die Oberhäupter der orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine verurteilten die mutmaßliche Ermordung von Zivilisten durch russische Soldaten.

Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk: „Entsetzliche Kriegsverbrechen“

„Nur wenige Dutzend Kilometer von Kiew entfernt, in den befreiten Städten, sehen wir entsetzliche Kriegsverbrechen“, sagte der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk in seiner täglichen Videoansprache. Er sprach von „Massengräbern mit Hunderten leblosen Körpern“. Europa habe schon einmal nach der Befreiung seiner Städte von den Nazis furchtbare Bilder gesehen, heute gebe es ähnliche Szenen in der Ukraine, so Schewtschuk. Es sei wichtig, dass die ganze Welt hinschaue.

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Metropolit Epiphanius von der eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche der Ukraine schrieb auf Twitter: „Hunderte, vielleicht tausende Unschuldige wurden in den wenigen Wochen der russischen Besetzung zu Tode gequält.“ Die Zivilisten hätten für die Besatzer keine Gefahr dargestellt, ihre Tötung sei ohne „militärische Notwendigkeit“ geschehen.

EU-Ratspräsident kündigt die Unterstützung für Ukraine an

EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte die Unterstützung der EU für die Ukraine und Nichtregierungsorganisationen bei der Sammlung von belastendem Beweismaterial an. Zudem würden weitere Sanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wies auf die Notwendigkeit einer unabhängigen Untersuchung hin: „Verursacher von Kriegsverbrechen werden zur Verantwortung gezogen werden“, so die Politikerin auf Twitter.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) forderte Russland auf, in einen Waffenstillstand einzuwilligen und die Kampfhandlungen einzustellen. Er verlangte zudem, dass internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz Zugang erhalten zu den Gebieten, um die Gräueltaten unabhängig zu dokumentieren. „Die Täter und ihre Auftraggeber müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden.“

Verschärfung der Sanktionen gegen Russland?

Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) sprachen sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland aus. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sprach von „unaussprechlichen, vorsätzlichen Gräueltaten und Gewalt gegen ukrainische Zivilisten“ nicht nur in den Städten um Kiew, sondern auch bei Tschernihiw und Charkiw im Nordosten des Landes. Auf Basis des gesammelten Materials forderte die Organisation Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen einzuleiten.

Gleichzeitig mahnte Human Rights Watch auch die ukrainische Armee zur Einhaltung der Menschenrechte. So gebe es Zeugnisse über mutmaßliche Misshandlungen von Kriegsgefangenen durch ukrainische Soldaten. Die Menschenrechtsorganisation rief die Regierung in Kiew auf, die Fälle zu untersuchen.

Von Johannes Senk (KNA)