Selen Kara und Christina Zintl werden in einer gleichberechtigten Doppel-Intendanz neue Intendantinnen am Schauspiel Essen. Die Entscheidung für dieses Leitungsduo traf der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen (TUP) einstimmig in seiner Sitzung am 7. April 2022.
Essen – Selen Kara und Christina Zintl werden in einer gleichberechtigten Doppel-Intendanz neue Intendantinnen am Schauspiel Essen. Die Entscheidung für dieses Leitungsduo traf der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen (TUP) einstimmig in seiner heutigen Sitzung. Kara und Zintl treten im Sommer 2023 die Nachfolge von Christian Tombeil an, der dann das Schauspiel Essen 13 Jahre lang geleitet hat. Dies gab die TUP am Donnerstagabend bekannt.
Der Vertrag von Kara und Zintl läuft den Angaben zufolge fünf Jahre bis zum Ende der Spielzeit 2027/2028. Selen Kara ist erfolgreiche freischaffende Regisseurin (u. a. Schauspielhaus Bochum, Nationaltheater Mannheim) und hat einen Schwerpunkt auf transkulturelle Projekte. Christina Zintl ist erfahrene Dramaturgin mit Leitungsfunktion an großen Theaterhäusern (u. a. Staatstheater Nürnberg, Düsseldorfer Schauspielhaus), aktuell am Staatstheater Darmstadt. Viele Jahre war sie beim Berliner Theatertreffen als Leiterin des Stückemarkts und Dramaturgin für die Programmentwicklung des Festivals tätig.
Beide Intendantinnen verantworten als gleichberechtigte Doppelspitze die Leitung des Schauspiel Essen künstlerisch wie organisatorisch gemeinsam. Die Zuständigkeiten innerhalb des Hauses werden so geteilt sein, dass sich Selen Kara vornehmlich um den Produktionsbereich und Christina Zintl mehr um Dramaturgie und Verwaltungsbelange kümmern wird. Die Suche nach einer neuen Intendanz hat ein sechsköpfiger Arbeitsausschuss aus dem Aufsichtsrat der TUP unterstützt.
„Mit der Entscheidung, zwei junge und erfahrene Theatermacherinnen als gleichberechtigte Intendantinnen zu berufen, gehen wir in Essen neue Wege“, erklärte Barbara Rörig, die Vorsitzende des TUP-Aufsichtsrates. „Beide repräsentieren in idealtypischer Weise die zeitgenössische Entwicklung des Theaters und verfügen über bereits umfangreiche Erfahrungen und überregionale Anerkennung in der deutschen Theaterlandschaft. Beide legen Wert auf einen dialog- und beteiligungsorientierten Führungsstil und suchen die Kooperation mit den anderen Sparten der Theater und Philharmonie Essen.“
Theater für Kinder- und Jugendliche, die sozialen Herausforderungen einer Ruhrgebietsstadt, die Anforderungen an Digitalität und Nachhaltigkeit seien Teil ihrer Konzeption und sollen „im Dialog mit der Stadtgesellschaft“ entwickelt und gestaltet werden. „Die Vorstellungen von Selen Kara und Christina Zintl von Öffnung und Diversität sowie die interessanten Regisseur*innen, die sie engagieren wollen, versprechen spannende Perspektiven für das Schauspiel in Essen“, sagte Essens Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain.
Kara und Zintl haben eine gemeinsame Vision für das Schauspiel Essen entwickelt. Selen Kara ist bekannt für transkulturelle Projekte für verschiedene Publikumsschichten. Sie arbeitet regelmäßig an renommierten Theatern wie dem Theater Bremen, dem Nationaltheater Mannheim und dem Schauspielhaus Bochum, wo sie gemeinsam mit Torsten Kindermann Projekte wie „Istanbul“ und „Mit anderen Augen“ erfolgreich entwickelt und inszeniert hat.
Mit Essen ist Selen Kara familiär verbunden. Ihre Großeltern kamen in den frühen 1960ern aus der Türkei nach Essen-Katernberg. Das Grillo-Theater hat für sie nach eigenen Worten einen besonderen Stellenwert, da es das erste Theater war, das sie als Schülerin besuchen und erleben durfte. Hier ist bei ihr die Motivation entstanden, ihre familiäre Welt mit dem Theater zu verbinden und die deutsche Kulturlandschaft mitzugestalten.
Christina Zintl, geboren und aufgewachsen in Bonn, war langjährige Künstlerische Leiterin des Stückemarkts und Dramaturgin des Theatertreffens (Berliner Festspiele). Sie ist erfahrene Dramaturgin und arbeitete an bekannten Theaterhäusern, u. a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Bayerischen Staatsschauspiel und am Staatstheater Nürnberg. An diesen Häusern hat sie in unterschiedlichen künstlerischen Positionen und Leitungspositionen gearbeitet. Aktuell arbeitet sie als Dramaturgin und Mitglied des Leitungsteams in einem Langzeitprojekt zur Diversifizierung am Staatstheater Darmstadt. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Zeitgenössische Dramatik sowie die Öffnung der Institution Stadttheater hin zur Stadtgesellschaft.