In der Ukraine wiederholt sich nach Ansicht des Wiener Theologen Paul Zulehner der „kapitale Fehler“, den christliche Konfessionen nach der Reformation im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) begangen hätten.
Wien – In der Ukraine wiederholt sich nach Ansicht des Wiener Theologen Paul Zulehner der „kapitale Fehler“, den christliche Konfessionen nach der Reformation im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) begangen hätten: „Sie haben ihre Hände mit dem Blut unzählbar vieler Unschuldiger in Europa befleckt.“ Vorwürfe erhebt Zulehner in seinem Blog (Wochenende) vor allem gegen die vom Moskauer Patriarchen Kyrill I. geführte russisch-orthodoxe Kirche. Ihre Unterstützung der Kreml-Politik bezeichnet er als „evangeliumswidriges Handeln einer Kirchenleitung“.
„Sobald die Wahrheit über diesen Krieg ans Licht kommt – und das hat sich in der Geschichte auf die Dauer nie verhindern lassen – wird auch das ganze Ausmaß der massiven Selbstbeschädigung der russisch-orthodoxen Kirche sichtbar werden“, so der Religionssoziologe. Deren Leitung erweise der Evangelisierung einer weithin nur nominell „orthodoxen“ Kultur einen „Bärendienst“.
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Wie nach dem Dreißigjährigen Krieg in Europa für die rivalisierenden Katholiken und Protestanten werde es insbesondere bei den jungen Menschen zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust in die russische Kirche kommen. Und wie vor knapp 400 Jahren werde damit auch „Gott in Misskredit gebracht“, kritisierte Zulehner. Es sei „tragisch“, dass die Führung der russisch-orthodoxen Kirche den „völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ im Namen Gottes rechtfertige, „besonders grausame Einheiten mit Ikonen segnet und im Krieg eine Art Kreuzzug gegen den dekadenten Westen deutet“.