Betroffenenbeirat kritisiert Schuldentilgung für Kölner Priester

Die Tilgung von Schulden eines Priesters in Höhe von 500.000 Euro durch das Erzbistum Köln stößt auf Unverständnis und Empörung bei Opfern sexuellen Missbrauchs.
Die Tilgung von Schulden eines Priesters in Höhe von 500.000 Euro durch das Erzbistum Köln stößt auf Unverständnis und Empörung bei Opfern sexuellen Missbrauchs.

Der Sprecher des Betroffenenbeirates bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth. –Foto: Synodaler Weg/Maximilan von Lachner

Die Tilgung von Schulden eines Priesters in Höhe von 500.000 Euro durch das Erzbistum Köln stößt auf Unverständnis und Empörung bei Opfern sexuellen Missbrauchs. Diese werden im Erzbistum Köln aus dem gleichen kirchlichen Sondervermögen entschädigt, dem das Geld für die Schuldentilgung des Geistlichen entnommen wurde. Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, nannte den Vorgang im Kölner Stadt-Anzeiger (Samstagsausgabe) “verstörend und beschämend”.

Zahlungen in Relation zu den Entschädigungssummen für Missbrauchsopfer

Norpoth setzte die Zahlungen in Relation zu den Entschädigungssummen für Missbrauchsopfer. Selbst in einem überarbeiteten Anerkennungssystem für Opfer sexualisierter Gewalt, das nun Beträge bis zu 50.000 Euro vorsieht, erhielten 60 Prozent der Antragstellenden weniger als 20.000 Euro, betonte er.

“Opfer von Sexualstraftaten, teilweise ohne gesicherte Einnahmen wie bei einem Priester, werden mit einem Betrag abgespeist, welcher weniger als zwei Prozent von dem beträgt, was die Kirche als Ausgleich für die selbst verschuldete finanzielle Schieflage eines Priesters zu zahlen bereit war”, kritisierte er. “Erinnert man sich dann noch der Begründung, dass dies mit Rücksicht auf das Gemeindeleben geschehe, bleibt nur noch auszurufen: Schämt euch in Grund und Boden!”

„Verantwortungsloses Finanzgebaren“

Die Sprecherin der Reform-Initiative Maria 2.0 Rheinland, Maria Mesrian, sagte der Zeitung, das “verantwortungslose Finanzgebaren” zeige “den tiefen Fall Kardinal Woelkis und seiner Führungsriege”. Betroffene sexuellen Missbrauchs würden “mit lächerlichen Summen abgespeist, während Millionen für eine überflüssige Hochschule oder eben für die privaten Spielschulden eines Priesters verschleudert werden”. Eine unabhängige öffentliche Untersuchungskommission sei “die einzige Möglichkeit, für Transparenz zu sorgen”, so Mesrian.

Das Erzbistum Köln hatte am Donnerstag bestätigt, fast eine halbe Million Euro gezahlt zu haben, um die Schulden eines Geistlichen zu begleichen. Weil später auch noch Steuern und Zinsen in derselben Sache nachgezahlt werden mussten, kam ein Gesamtbetrag von rund 1,15 Millionen Euro zustande. Bei der Zahlung der Gelder seien die Aufsichts- und Kontrollgremien der Erzdiözese nicht eingebunden worden; dies sei auch nicht nötig gewesen.

Erzbistum muss 1,15 Millionen Euro für verschuldeten Priester aufwenden

Der Kölner Stadt-Anzeiger hatte zuerst über den Vorgang berichtet. Demnach machte der Priester die Schulden teilweise bei Glücksspielen. Das Erzbistum gab an, es habe die Summe von exakt 493.697,82 Euro in der Zeit vom 1. Juli 2015 bis 30. Juni 2016 in fünf Tranchen beglichen. Dieses Geld stammte aus dem sogenannten BB-Fonds, aus dem auch Missbrauchsbetroffene Anerkennungszahlungen erhalten. Der Topf wird ebenfalls mit verwendet zur Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), die als ein wichtiges Projekt von Kardinal Rainer Maria Woelki gilt.

Aktuelle Verantwortungsträger im Erzbistum hätten den Vorgang um die Schulden des Geistlichen prüfen lassen, hieß es. Im Anschluss habe man die Steueranmeldungen für die Zahlungen berichtigt und 650.000 Euro an Lohnsteuer sowie Zinsen nachgezahlt. Diese Gelder seien dem Personalkostenbudget entnommen worden. Zum aktuellen Fall erklärte das Erzbistum, man bemühe sich, Priester, die in Not geraten seien, im Rahmen der Fürsorgepflicht zu unterstützen. Wie dies im Einzelnen aussehe, sei jeweils vom konkreten Einzelfall abhängig. Man gehe davon aus, “dass ein solcher Fall heute so nicht mehr auftreten kann”.

kna/rwm