Kartage im Zeichen des Ukraine-Kriegs – Aufrufe zum Frieden

Die deutschen Bischöfe haben an den Kartagen zum Frieden in der Ukraine aufgerufen.
Bonn – Die deutschen Bischöfe haben an den Kartagen zum Frieden in der Ukraine aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, würdigte den Mut etwa der TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa, die in den russischen Nachrichten gegen der Krieg protestiert hatte. "Mich hat die Situation daran erinnert, wie Jesus vor Pilatus stand und sagte: 'Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege'", sagte er im Limburger Dom. Und weiter: "Alle schändlichen Versuche, zu unterdrücken, was wahr ist und zur Freiheit führt, werden auf Dauer keinen Erfolg haben."

Bischof Georg Bätzing (Foto: Bistum Limburg)

Die deutschen Bischöfe haben an den Kartagen zum Frieden in der Ukraine aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, würdigte den Mut etwa der TV-Redakteurin Marina Owsjannikowa, die in den russischen Nachrichten gegen der Krieg protestiert hatte. „Mich hat die Situation daran erinnert, wie Jesus vor Pilatus stand und sagte: ‚Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege'“, sagte er im Limburger Dom. Und weiter: „Alle schändlichen Versuche, zu unterdrücken, was wahr ist und zur Freiheit führt, werden auf Dauer keinen Erfolg haben.“

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärte, der gekreuzigte Jesus weise auf die Betroffenen von Krieg und Unrecht hin. Neben der Lage in der Ukraine erinnerte Schick an die Menschen im Jemen, in Syrien, im Sudan und in Pakistan. Der Karfreitag werfe zudem die Frage auf, ob Menschen noch weinen, trauern und klagen könnten, fügte der Erzbischof hinzu. „Wir sind doch so gern cool, überlegen und distanziert. Können wir über unsere Welt, Menschheit und Schöpfung weinen, trauern und klagen?“

Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann verwies auf die „Karfreitagssituationen unserer Zeit“. Neben den Menschen in der Ukraine nannte er jene, die „in unserer Zeit über Tage hilflos auf dem Mittelmeer treiben und schließlich ertrinken, ohne dass jemand jemals wieder von ihnen hört“.

Scharfe Kritik äußerte der Münchner Kardinal Reinhard Marx an der Rolle des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., ohne ihn direkt beim Namen zu nennen. Es sei eine Perversion, „dass auch Christen im Zeichen des Kreuzes Gewalt ausgeübt haben, dass im jetzigen Krieg getaufte Christen andere Christen umbringen und dafür noch durch Führer der Kirche Unterstützung erfahren“. Systeme und Zivilisationen sowie politische Herrschaften, die auf Gewalt aufgebaut seien, könnten „niemals christlich legitimiert werden“.

Auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck wandte sich gegen eine Vereinnahmung des Christentums für den Krieg. Der russische Präsident Wladimir Putin „nutzt die Religion für seine politischen Zwecke“, kritisierte Overbeck. Der Fuldaer Bischof Michael Gerber appellierte an die Solidarität mit Gewaltopfern. Die Kreuzwege dieser Tage stünden an den Straßen von Butscha und Mariupol, sagte er. Christen könnten solchem Leid nicht neutral gegenüberstehen.

In Regensburg erinnerte Bischof Rudolf Voderholzer daran, dass seit nunmehr fast zwei Monaten die Menschen in Mariupol, Kiew und in etlichen anderen Städten einen nicht enden wollenden Karfreitag erlebten. Weiter fügte er hinzu: „Wir müssen schmerzlich anerkennen, dass es auch legitim ist, einem Volk dabei zu helfen, sich mit Waffengewalt gegenüber der brutalen Aggression zur Wehr zu setzen.“

Ebenso rief der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zum Einsatz für Frieden und Versöhnung auf. Ein „völkerrechtswidriger und völlig sinnloser Krieg“ lasse viele Menschen verzweifeln, schreibt er in der „Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln“. Geschenk und Auftrag zugleich sei ein Friede, „der mehr ist als eine Waffenruhe, mehr als die Überwindung von Streit und Zwietracht“.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße forderte ein Ende des Krieges. Den Ukrainern bekundete er seinen Respekt: „Ich halte es für überwältigend, wie das Volk der Ukrainer, das militärisch dem russischen bei weitem unterlegen ist, sich verteidigt und zum Beispiel eine Stadt wie Kiew bisher nicht erobert werden konnte.“

Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers betonte, der Friedenswunsch Jesu am Ostermorgen sei „keine Floskel, sondern ein drängender Maßstab“. Er mahnte, alles zu unternehmen, damit Frieden möglich werde.

Für einen Beitrag im Aschaffenburger „Main-Echo“ (Samstag) schrieb der Würzburger Bischof Franz Jung in einem Statement, dass aus seiner Sicht Wirtschaftssanktionen allein keine ausreichende Unterstützung der Ukraine sind. So lange die ukrainische Regierung eine Chance sehe, den Kampf für sich zu entscheiden und so eine Besetzung des Landes abzuwehren, solle ihr Unterstützung gewährt werden. „Dabei muss die Bundesregierung entscheiden, in welchem Umfang und mit welchen Mitteln sie auf dieses Hilfeersuchen antwortet.“

In seiner Karfreitagspredigt sagte Jung, die Kirche müsse sich ihrer eigenen Schuldgeschichte stellen, um den Karfreitag feiern zu können. Oft sei Beschämung als Form der Disziplinierung und der Einschärfung von Normen üblich gewesen, sagte er. So seien Menschen wegen konfessionsverbindender Ehen oder ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt worden, ebenso uneheliche Kinder oder Frauen. „Der Missbrauchsskandal schließlich konfrontiert uns in unerträglicher Weise mit dem Gefühl der Scham und des Beschämt-Werdens“, so der Bischof weiter.

Bereits am Gründonnerstag hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, betont, das Osterfest trotze Krieg und Gewalt. Die Auferstehung Jesu stehe den „dumpfen Parolen des Angriffskriegs“ in der Ukraine entgegen. „Ich glaube an die Auferstehung aus dem Tod, an das Ende von Gewalt und Krieg“, erklärte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Und ich wünsche mir, dass es viele sind und dass es mehr werden, die das mit mir zusammen glauben.“

kna