Die neue Vorsitzende des Wirtschaftsplanausschusses im Erzbistum Köln, Mechthild König, kritisiert die Organisation der Verwaltung und der Finanzkontrolle im mitgliederstärksten katholischen Bistum Deutschlands.
Köln – Die neue Vorsitzende des Wirtschaftsplanausschusses im Erzbistum Köln, Mechthild König, kritisiert die Organisation der Verwaltung und der Finanzkontrolle im mitgliederstärksten katholischen Bistum Deutschlands. „Kein Unternehmen dieser Größe würde sich so aufstellen“, sagte König dem Kölner Stadt-Anzeiger (Samstag Online). Für die Kontrolle und Beratung der Bistumsleitung in wirtschaftlichen Angelegenheiten wünscht sich die selbstständige Unternehmensberaterin demnach „einen Aufsichtsrat, wie es ihn in Unternehmen gibt. Ein Gremium, das das große Ganze kennt und sieht und entsprechend entscheiden kann.“
Informationsdefizit der bestehenden Gremien
König monierte zudem ein Informationsdefizit der bestehenden Gremien. Als Beispiel nannte sie die Diskussion über die vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki aus einem kirchlichen Sondervermögen mit Millionenbeträgen bezuschusste Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT). „Hätten wir – ich bleibe im Bild – einen Aufsichtsrat, dann hätten wir zum Beispiel die Befürchtungen des Priesterrats gekannt, dass die Gründung der Hochschule in Köln mittelfristig zur Schließung des Theologenkonvikts Albertinum in Bonn und zur Ausdünnung des Studiums an der Katholischen Fakultät der Uni Bonn führen kann.“
Insgesamt erwarte sie künftig „umfassendere Information“, sagte König, die auch dem Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat (KiWi) des Erzbistums angehört. „Ich glaube, die Bistumsleitung wird mit den Gremien noch stärker zusammenarbeiten müssen. Dafür ist zu viel passiert – und zu viel herausgekommen.“ Umso kritischer sei jetzt der Blick auf die Dinge. „Und jede Bistumsleitung ist gut beraten, ihr Handeln der Aufsicht unabhängiger Gremien zu unterwerfen.“ Die dafür vorgesehene Ordnung sei in Köln „besser, als man vielleicht denkt – weitergehender jedenfalls als in vielen anderen Bistümern“.
Ehrenamtliche Kirchenvorstände sollen Entscheidungen treffen können
Der Weg zu einer effizienteren Verwaltung muss nach Königs Worten auf der untersten Ebene beginnen, in den Pfarreien. Dort müsse die Verwaltung „so funktionieren, dass auch ehrenamtliche Kirchenvorstände als Verantwortungsträger wirklich Entscheidungen treffen können. Und je besser es in dieser Hinsicht auf Pfarreiebene läuft, umso weniger Funktionen müssen Sie auf der Ebene des Generalvikariats vorhalten.“ Eine solche Strukturreform sei allerdings „nicht trivial“, räumte König ein, weil jede Pfarrei ein eigener Rechtsträger ist.
Die Krise im Erzbistum Köln schadet aus Sicht der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) der Kirche als Ganzer. In der Erzdiözese lasse sich „wie in einem Brennglas erkennen, dass ein Weiter-So nicht zu verantworten ist“, sagte Imre Stetter-Karp der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Sonntag).
Katholikenkomitee: Krise in Köln schadet gesamter Kirche
„Die Situation in Köln liefert alle Beweise, wie die Zeit für Reformen drängt und keinen, aber auch wirklich gar keinen Aufschub mehr duldet“, so Stetter-Karp weiter. Bedenken äußerte sie auch dazu, dass der Vatikan noch immer keine Entscheidung zum Verbleib Woelkis im Amt des Erzbischofs getroffen habe. Nach Einschätzung der ZdK-Präsidentin schadet der „anhaltende Schwebezustand allen, am Ende auch dem Kardinal selbst“.
Am Donnerstag hatte auch der Limburger Bischof Georg Bätzing erklärt, er habe wenig Verständnis dafür, dass sich der Vatikan mit der Entscheidung über das Woelki-Rücktrittsgesuch so lange Zeit lasse. Er wundere sich „über das Agieren Roms angesichts dieser tiefen Krise eines so bedeutenden Erzbistums“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Der Unmut vieler Gläubiger im Erzbistum Köln sowie die Kritik an Kardinal Rainer Maria Woelki richtete sich zuletzt gegen die Zahlung von rund 1,15 Millionen Euro, mit denen die Spielschulden eines Geistlichen inklusive der Steuern und Zinsen gezahlt wurden. Dieses Geld stammte aus dem sogenannten BB-Fonds, aus dem auch Missbrauchsbetroffene Anerkennungszahlungen erhalten. Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, nannte den Vorgang im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag) „verstörend und beschämend“.