Bischof Dzyurakh: Freiheitskampf der Ukrainer nicht verraten

Das Oberhaupt der ukrainisch-byzantinischen Katholiken in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakh, dringt weiterhin auf aktive Unterstützung für die Ukraine.

Das Oberhaupt der ukrainisch-byzantinischen Katholiken in Deutschland, Bischof Bohdan Dzyurakh, dringt weiterhin auf aktive Unterstützung für die Ukraine. „Der Freiheitskampf der Ukraine wird allseits bewundert“, sagte Dzyurakh im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Es sei „eine gemeinsame Pflicht, diesen Kampf nicht zu verraten und all denen beizustehen, die unsere ukrainische Heimat verteidigen und damit auch Europa vor einem neuen totalitären, skrupellosen Regime“.

Die derzeitigen „Gräueltaten und Kriegsverbrechen“ machten fassungslos, fügte der Geistliche hinzu. Sie dürften jedoch nicht sprachlos machen: „Vor allem sollten wir Taten sprechen lassen! Aktiv an der Seite der Betroffenen stehen.“ Wer anderen helfe, stärke zugleich die eigene Hoffnung und Zuversicht. Durch Solidarität mit der Ukraine werde auch „Europa selbst in seiner Identität und in seinem Selbstbewusstsein bestätigt und gestärkt“.

Dzyurakh forderte zudem eine vertiefte Auseinandersetzung mit „den Wurzeln und Ursachen der heutigen Situation“. In Deutschland habe es nach 1945 „eine aufrichtige historische Aufarbeitung“ gegeben; in Osteuropa sei „das blutige Erbe des kommunistischen Regimes“ jedoch nicht aufgearbeitet worden. Es brauche Maßnahmen, „damit sich solche Tragödien im Europa des 21. Jahrhunderts nicht wiederholen“.

In Deutschland seien Pfarrgemeindezentren derzeit oft Anlaufstellen für Geflüchtete, sagte der Bischof weiter. Die meisten Betroffenen kämen mit Wunden, Traumata und großen Sorgen um ihre Angehörigen, die vor Ort geblieben seien. „Es reicht oft, den Raum für mitfühlendes Zuhören zu schaffen. Und die Menschen wollen spüren, dass Deutschland und die Welt ihre Heimat unterstützen“, betonte Dzyurakh.

Das orthodoxe Osterfest, das an diesem Wochenende gefeiert wird, sei „für uns Ukrainer sehr eigenartig“, sagte der Bischof. „Es ist, als ob sich der Karfreitag in der Geschichte unseres Volkes über Wochen ausgebreitet hätte und wir sehen kein Ende des Horrors.“ Trotzdem müssten gläubige Menschen gerade in solchen Zeiten die Osterbotschaft erfahren. Auch könnten kleine Zeichen der Normalität, etwa ein Osterkörbchen mit bestimmten Speisen, ein Gefühl von Zuhause vermitteln.

kna