Konstantinopel erkennt Kirche von Nordmazedonien an

Nach langem Streit mit der serbisch-orthodoxen Kirche hat das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die bislang isolierte orthodoxe Kirche Nordmazedoniens anerkannt.
Istanbul/Skopje – Nach langem Streit mit der serbisch-orthodoxen Kirche hat das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die bislang isolierte orthodoxe Kirche Nordmazedoniens anerkannt. Das Ökumenische Patriarchat teilte nach einer Sitzung seines Leitungsgremiums am Montagabend in Istanbul mit, es nehme "die Hierarchie, den Klerus und die Menschen dieser Kirche unter Erzbischof Stephan in die eucharistische Gemeinschaft auf und heilt damit die Wunde des Schismas". Nordmazedoniens Regierungschef Dimitar Kovacevski dankte dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. für die Entscheidung. Es sei ein "historischer Tag nach sieben Jahrzehnten völliger Isolierung" der Kirche.

Bartholomaios I. –Foto: © Lefteris Papaulakis | Dreamstime.com

Nach langem Streit mit der serbisch-orthodoxen Kirche hat das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die bislang isolierte orthodoxe Kirche Nordmazedoniens anerkannt. Das Ökumenische Patriarchat teilte nach einer Sitzung seines Leitungsgremiums am Montagabend in Istanbul mit, es nehme „die Hierarchie, den Klerus und die Menschen dieser Kirche unter Erzbischof Stephan in die eucharistische Gemeinschaft auf und heilt damit die Wunde des Schismas“. Nordmazedoniens Regierungschef Dimitar Kovacevski dankte dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. für die Entscheidung. Es sei ein „historischer Tag nach sieben Jahrzehnten völliger Isolierung“ der Kirche.

Der künftige kirchenrechtliche Status der Kirche bleibt aber offen. Denn Konstantinopel räumte der serbisch-orthodoxen Kirche das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien im Rahmen der „kanonischen Ordnung und der kirchlichen Tradition“ zu regeln, wie es in dem Beschluss heißt. Ganz eigenständig (autokephal) ist die Kirche also jetzt nicht.

Zudem wurde der Begriff „mazedonisch“ und jede andere Ableitung des Wortes „Mazedonien“ im Kirchennamen ausgeschlossen. Das Ökumenische Patriarchat erkennt sie stattdessen unter dem Namen „Kirche von Ohrid“ an – die 40.000-Einwohner-Stadt gilt als historisches Zentrum des Christentums in dem Land. Damit berücksichtigt Konstantinopel sowohl serbische als auch griechische Interessen.

Griechenland hat eine eigene Region namens Makedonien und pocht darauf, dass sich der nördliche Nachbarstaat nicht Mazedonien nennt. Die serbisch-orthodoxe Kirche zählt Nordmazedonien wie das ganze frühere Jugoslawien zu ihrem kanonischen Territorium und hat in der Hauptstadt Skopje ihren eigenen Bischof. Sie lehnte eine kirchliche Abspaltung von ihr bisher strikt ab. Schwierige Gespräche mit der Kirche von Ohrid stehen folglich bevor, auch wenn diese laut dem Ökumenischen Patriarchat auf die Grenzen von Nordmazedonien beschränkt bleibt. Die russisch-orthodoxe Kirche sicherte der serbischen Kirche in einer ersten Reaktion ihre Unterstützung zu. Sie erklärte, die serbische Kirche verfüge aus ihrer Sicht über „alleinige kanonische Rechte in Nordmazedonien“.

Die Entscheidung fiel in Istanbul (dem früheren Konstantinopel) nur wenige Tage, nachdem publik wurde, dass eine serbisch-orthodoxe Abordnung mit Patriarch Porfirije kürzlich ein Treffen mit einer mazedonischen Delegation hatte. 1967 hatte sich die mazedonische Kirche – unter aktiver Beteiligung des Regimes des jugoslawischen Staatschefs Josip Broz Tito – vom serbischen Patriarchat getrennt, das den Mazedoniern bereits 1959 ein „autonomes Statut“ angeboten hatte. Für die Weltorthodoxie galt die neue Kirche als „schismatisch“.

2017 erklärte die mazedonische Kirche in einem offiziellen Schreiben an die bulgarisch-orthodoxe Kirche, man sei bereit, die bulgarische Kirche als Mutterkirche zu akzeptieren, wenn Sofia zuvor die Autokephalie (Selbstständigkeit) der Mazedonier offiziell anerkenne. Diese Bemühungen verliefen letztlich aber im Sand. Im Mai 2019 kündigte die Bischofsversammlung der serbisch-orthodoxen Kirche die Wiederaufnahme des Dialogs mit den mazedonischen Abtrünnigen an.

Immer wieder baten in den vergangenen Jahren nordmazedonische Politiker das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., um Gewährung der Autokephalie. Das Ökumenische Patriarchat verwies daher in seiner Mitteilung auf den Antrag der Kirche des Landes und „die wiederholten Bitten des Staates Nordmazedonien“. Zugleich unterstreicht Konstantinopel sein „Interesse am Wachstum, Fortschritt und Stabilität“ der Kirche von Ohrid.

Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 46 Prozent der Mazedonier zum orthodoxen Christentum, 32 Prozent zum Islam und 0,4 Prozent zur katholischen Kirche. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hatte 1920 die ihm seit 150 Jahren unterstehenden mazedonischen Bistümer der neuen serbischen-orthodoxen Kirche unterstellt. Vom 11. bis zum 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid eigenständig (autokephal). Der 1991 gegründete mazedonische Staat schikanierte die serbisch-orthodoxe Kirche mehrfach. Es gab Verhaftungen und sogar längere Gefängnisstrafen.

Von Georg Pulling und Oliver Hinz (KNA)