Käßmann für gemeinsame Eucharistie: Ökumene-Vision nötig

Die evangelische Theologin Margot Käßmann fordert mehr Anstrengungen für eine gemeinsame Eucharistie von katholischen und evangelischen Christen.

Die evangelische Theologin Margot Käßmann fordert mehr Anstrengungen für eine gemeinsame Eucharistie von katholischen und evangelischen Christen. Zwar merke man im täglichen Miteinander der beiden Konfessionen „schon Unterschiede“, die auch bestehen bleiben könnten, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitagabend in Frankfurt. Es brauche aber „eine eucharistische Vision für den Tisch des Herrn“, so Käßmann bei einem Podium im Bildungszentrum „Haus am Dom“, wie die Katholische Stadtkirche Frankfurt (Samstag) mitteilte.

Gemeinsam Eucharistie zu feiern, wäre notwendig, wenn die Kirche glaubwürdig sein wolle – gerade in der heutigen Zeit, in der Christen in der Minderheit seien, so die 63 Jahre alten Theologin. Schon 1920 sei bei der Weltmissionskonferenz im schottischen Edinburgh die Frage gestellt worden, wie glaubwürdig Mission betrieben werden kann, wenn die Trennung der Kirchen fortbesteht. „Ist es nicht absurd, wenn wir einen Menschen in Indien von einem in Europa geteilten Christentum überzeugen wollen?“, fragte Käßmann, die von 1983 bis 2002 dem Weltkirchenrat (ÖRK) angehörte. Eine „eucharistische Vision“ sei daher auch wichtig für das Zeugnis der Kirchen in der Welt.

Käßmann betonte auch das gemeinsame Band der Taufe, das Christen verschiedener Konfessionen verbinde. Wenn alle getauften Kinder Teil derselben Familie Gottes seien, „warum feiern wir Katholiken, Orthodoxen, Protestanten und andere nicht auch gemeinsam Gottesdienst; warum feiern wir getrennt; warum schaffen wir es nicht, diese Familie Gottes im Gottesdienst abzubilden?“

Käßmann diskutierte bei der Veranstaltung mit Frankfurts katholischem Stadtdekan Johannes zu Eltz. Er sagte laut der Mitteilung, er sei durch Jesus, der sich immer wieder in der Eucharistie auch an ihn wende, immer weniger katholisch und „hoffentlich immer mehr christlich geworden“.

Zu Eltz hatte beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) im Mai 2021 in Frankfurt bei einer katholischen Messe im Frankfurter Dom der evangelischen ÖKT-Präsidentin Bettina Limperg die Kommunion gereicht. Es war damals ausdrücklich der Gewissensentscheidung der einzelnen Besucher überlassen, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen wollten.