Missbrauchsstudie im Bistum Mainz soll „Ende November“ kommen

Der Abschlussbericht der Missbrauchsstudie im Bistum Mainz soll im Spätherbst vorgestellt werden.
Mainz – Der Abschlussbericht der Missbrauchsstudie im Bistum Mainz soll im Spätherbst vorgestellt werden. Dies werde voraussichtlich "Ende November" erfolgen, sagte Stephanie Rieth, die Bevollmächtigte des Mainzer Generalvikars Udo Markus Bentz, am Mittwochabend in Mainz.

Bischof Peter Kohlgraf (Foto: Bistum Mainz)

Der Abschlussbericht der Missbrauchsstudie im Bistum Mainz soll im Spätherbst vorgestellt werden. Dies werde voraussichtlich „Ende November“ erfolgen, sagte Stephanie Rieth, die Bevollmächtigte des Mainzer Generalvikars Udo Markus Bentz, am Mittwochabend in Mainz.

Im Oktober 2020 hatte der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber eine Zwischenbilanz seiner Untersuchung von Missbrauchsfällen im Bistum Mainz vorgelegt. Weber hatte dabei von einem „Fehlverhalten“ früherer Bistumsleitungen im Umgang mit Fällen sexueller Gewalt gesprochen. Das betreffe auch die Amtszeiten der bis heute sehr populären Kardinäle und langjährigen Mainzer Bischöfe Hermann Volk (1962 bis 1982) und Karl Lehmann (1983 bis 2016). Im Juni 2019 war Weber vom Bistum Mainz beauftragt worden, als unabhängiger Ermittler Missbrauchsfälle in der Diözese seit 1945 aufzuklären.

Der amtierende Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte am Mittwochabend, die „Weber-Studie“ sei so angelegt, dass es nicht nur um die großen Namen wie Lehmann und Volk gehe. Mainz sei „keine heile Welt“ gewesen. Vor allem werde es in der Studie aber darum gehen, in das „systemischen Umfeld“ des sexuellen Missbrauchs „hineinzuleuchten“. Kohlgraf: „Wir wollen verstehen, wie man so ein System durchbrechen kann, um solche Verbrechen zu erschweren und hoffentlich zu verhindern.“ Die Mainzer Missbrauchsstudie werde sich etwa von der „juristischen“ Studie im Erzbistum Köln unterscheiden.

Rieth sagte, es werde zwar auch „exemplarische Fallbeschreibungen in anonymisierter Form“ in der Mainzer Studie geben, aber nicht jeder Betroffene werde sich mit seinem Fall wiederfinden. „Es geht vor allem darum, zu verstehen: wie konnte es zu Missbrauch kommen, was waren die systemischen Bedingungen in der Kirche und in der Gesellschaft und wie ist man in den Gemeinden damit umgegangen?“ Rieth und Kohlgraf äußerten sich in einem Podiumsgespräch in der Bistumsakademie Erbacher Hof zum Thema „Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz. Eine Standortbestimmung“.

Kohlgraf und Rieth äußerten sich dabei auch über die im Bistum Limburg praktizierte Beförderung eines Priesters zum Bezirksdekan nach Belästigungsvorwürfen. „Das sind alles Bausteine, wo man sich auch natürlich wundert“, sagte Kohlgraf. Er kenne allerdings die Einzelheiten des Falles nicht.

In der vergangenen Woche war durch einen Zeitungsbericht bekannt geworden, dass der Limburger Bischof Georg Bätzing einen Priester seiner Diözese zum Bezirksdekan befördert hatte, der Jahre zuvor zwei Frauen belästigt hatte. Bevor Bätzing, der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, den Mann zum Bezirksdekan ernannte, hatte er das Verhalten des Priesters mit einer schriftlichen Ermahnung missbilligt.

Kohlgraf äußerte sich auch kritisch zur Aussage des Stuttgarter katholischen Bischofs Gebhard Fürst, der zum Vorgehen Bätzings gesagt hatte: „Ich würde in meiner Diözese so etwas niemals tun.“ Kohlgraf sagte dazu, er würde sich da etwas mehr zurückhalten. „Je mehr man sich aus dem Fenster lehnt, desto größer ist die Gefahr, dann rauszufallen.“

Rieth, die sich seit Jahren intensiv um Missbrauchsfälle im Bistum Mainz kümmert, sagte, man wisse nicht um alle Motive und Zusammenhänge des Falles im Bistum Limburg. Der Umgang mit Beschuldigten oder Tätern mit Blick auf einen weiteren möglichen Einsatz sei aber erfahrungsgemäß „höchst komplex“. Sie wolle da kein Urteil fällen. „Aber einen Einsatz ohne Auflagen, einen unbesehenen Einsatz, eine Beförderung von Menschen, die schuldig geworden sind, das gibt es bei uns so nicht“, sagte die Bevollmächtigte des Generalvikars im Bistum Mainz.

Von Norbert Demuth (KNA)