Erzbistum Köln weist Vorwürfe zurück

Das Erzbistum Köln weist Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki zurück, er habe das Bistum Dresden-Meißen über den Missbrauchsverdacht gegen einen früher dort tätigen Kölner Priester nicht informiert.

Die Laienvertretung im Erzbistum Köln sieht den Grund für die hohe Zahl der Kirchenaustritte im Umgang mit dem Missbrauchsskandal.

Kardinal Rainer Maria Woelki. Foto: rwm

Das Erzbistum Köln weist Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki zurück, er habe das Bistum Dresden-Meißen über den Missbrauchsverdacht gegen einen früher dort tätigen Kölner Priester nicht informiert. Mit dem Fall des ehemaligen und inzwischen verstorbenen „Sternsinger“-Chefs Winfried Pilz sei der Erzbischof zu keinem Zeitpunkt befasst gewesen, weil die Akten unter seinem Vorgänger Kardinal Joachim Meisner bereits geschlossen worden seien, sagte Erzbistum-Sprecher Jürgen Kleikamp am Dienstag der Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).

Das Erzbistum Köln machte vergangene Woche den Fall Pilz öffentlich, um mögliche weitere Missbrauchsbetroffene zu finden. Danach wurde der Geistliche bereits 2012 beschuldigt, einen „schutzbedürftigen Erwachsenen“ in den 1970er Jahren missbraucht zu haben. Meisner legte Pilz 2014 eine Geldstrafe auf und verbot ihm den Kontakt zu Minderjährigen ohne Anwesenheit weiterer Erwachsener. Damals verbrachte der 2019 verstorbene Priester seinen Ruhestand im Bistum Dresden-Meißen, das nach eigenen Angaben erst im vorigen Monat von dem Fall Pilz und dem Umgangsverbot erfuhr.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der „Bild“-Zeitung (Dienstag online), das Erzbistum Köln sei verpflichtet gewesen, das Bistum Dresden-Meißen über den Missbrauch von Pilz und das ihm auferlegte Umgangsverbot mit Kindern zu unterrichten, um für die Einhaltung der Auflage zu sorgen. „Doch das wurde unter Kardinal Meisner unterlassen und unter Kardinal Woelki nicht nachgeholt.“

Die Rolle Meisners ist laut Kleikamp nicht sicher zu klären. Die Akten gäben keinen Hinweis darauf, ob dieser die ostdeutsche Diözese informiert habe oder nicht. Zur damaligen Zeit sei Woelki Erzbischof von Berlin gewesen; bei seinem Amtsantritt in Köln im September 2014 sei die Akte schon geschlossen gewesen.

Im Zuge ihrer Missbrauchsaufarbeitung meldete das Erzbistum 2018 den Fall der Staatsanwaltschaft, die aber wegen Verjährung nicht ermittelte. Nachdem sich im vergangen Jahr Hinweise auf mögliche weitere Betroffene ergaben und folgende Recherchen nicht die erwünschten Kenntnisse erbrachten, veröffentlichte die Erzdiözese vorige Woche einen Aufruf an mögliche Betroffene, sich zu melden. Sie sehe sich gegenüber den Betroffenen in der Pflicht, den Sachverhalt möglichst umfänglich zu klären.

kna