Nach der Veröffentlichung des „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule 2022“ der Bertelsmann Stiftung haben Gewerkschaften und Kinderhilfswerke größere Investitionen in die Einrichtungen sowie mehr Geld für zusätzliche Stellen gefordert.
Berlin/Frankfurt – Nach der Veröffentlichung des „Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule 2022“ der Bertelsmann Stiftung haben Gewerkschaften und Kinderhilfswerke größere Investitionen in die Einrichtungen sowie mehr Geld für zusätzliche Stellen gefordert.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt, dass es durch den ab 2026 gesetzlich geregelten Anspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz für jedes Kind zu einem Kollaps kommen könne. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Kitas und Schulen leisten täglich trotz enormer Belastungen einen wichtigen Beitrag für eine demokratische und offene Gesellschaft, aber sie sind nach den kräftezehrenden Herausforderungen der letzten Jahre am Limit“, erklärte das GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik. Es fehlten Personal und Nachwuchs, dadurch sei die Arbeitsbelastung vielerorts zu hoch.
Die GEW mahnt deswegen Bund und Länder zur Einstellung von mehr Fachkräften. Dafür müssten die Arbeitsbedingungen in Schulen und Kitas dringend verändert werden, um sie wieder attraktiver zu machen.
Kinderhilfswerk wünscht Qualitätssicherung
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert beim Ausbau von Betreuungsplätzen eine Ausrichtung an den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention. Demnach stehe ein rein quantitativer Ausbau ohne ausreichende Qualitätssicherung dem Kindeswohl entgegen. „Ganztagsbetreuung muss Ganztagsbildung ermöglichen, die sich an kindlichen Bedarfen, individuellen Entwicklungsschritten und an den vielfältigen Lebenswelten der Kinder und ihrer Familien orientiert“, betonte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, Holger Hofmann.
Bei den Investitionen in Neu- und Umbauten müssten auch Räume für freies Spiel und Außengelände sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht mitgedacht und finanziert werden. Zudem brauche es „qualifiziertes pädagogisches Personal, das abgesichert durch Fachkräfteausbildung und Weiterbildungen bestehender Fachkräfte insbesondere dem Grundsatz der kinderrechtebasierten Demokratiebildung mehr Raum und Bedeutung zumisst“, so Hofmann.
Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gewährleisten
Alle Anstrengungen in der Qualitätsentwicklung für Kita und Hort müssten sich daher vorrangig am psychischen und physischen Wohlergehen der Kinder messen lassen und das Ganztagsangebot explizit an demokratischen Grundprinzipien ausrichten. Hierfür braucht es klare, deutschlandweit einheitliche Rahmenvorgaben durch den Bund, um die Qualität dieser Betreuungsplätze nachhaltig sicherzustellen. Wichtig sei es zudem, die Rechte und Interessen der Schülerinnen und Schüler ausreichend zu berücksichtigen.
Der am Dienstag vorgestellte Fachkräfte-Radar der Bertelsmann Stiftung hatte einen gravierenden Personalmangel in der Ganztagsbetreuung festgestellt. Demnach müssten bundesweit bis 2030 rund 100.000 zusätzliche Fachkräfte eingestellt werden, um den ab 2026 bestehenden Rechtsanspruch auf einen Platz für jedes Kind gewährleisten zu können.