Experten zur Relevanz der katholischen Kirche

Die katholische Kirche in Deutschland kann nach Einschätzung der Ethikerin Christiane Woopen derzeit die zentralen Zukunftsdebatten nicht entscheidend mitgestalten.

Experten zur Relevanz der katholischen Kirche

Symbolfoto: 3157171/Pixabay

Die katholische Kirche in Deutschland kann nach Einschätzung der Ethikerin Christiane Woopen derzeit die zentralen Zukunftsdebatten nicht entscheidend mitgestalten. „Sie hätte so großes Potenzial. Ausgehend vom Glauben an einen liebenden Gott könnte Kirche so viel beitragen, sei es zu einer Verständigung auf internationale Gerechtigkeit, sei es zu Umwelt- oder Digitalisierungsfragen. Allein sie ist dazu aktuell nicht in der Lage“, sagte Woopen am Freitag vergangener Woche bei einer Tagung in der Katholischen Akademie Freiburg.

Sie beschrieb die Kirche als selbstreferenziell, durch Austritte geschwächt, in Missbrauchsskandalen gefangen und im Blick auf Frauenrechte „völlig aus der Zeit gefallen“. Von den existenziellen Fragen und Nöten der Menschen habe sich Kirche viel zu weit entfernt.

Die Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer hielt dem entgegen, dass die christliche Sozialethik sehr wohl wichtige Argumente in aktuelle Diskurse einbringe. Sie verwies auf ethische Fragen rund um Waffenlieferungen, gerechten Frieden und Selbstverteidigungsrechte beim russischen Angriff auf die Ukraine. „Da gibt es derzeit viel Forschung und Austausch auf vielen Ebenen.“

Nothelle-Wildfeuer sprach zugleich von einem kirchlichen Glaubwürdigkeitsproblem, nicht zuletzt infolge der Missbrauchsskandale. „Kirche kann nur dann wieder glaubwürdig werden, wenn sie das, was sie predigt, auch im Inneren selbst vorlebt und umsetzt.“ Zudem fehle es an der Kirchenspitze manchmal an klaren Positionierungen und am Aufgreifen aktueller Forschung.

Der frühere Caritas-Generalsekretär Georg Cremer sagte, vielfach sei mehr Demut angebracht. „Dazu gehört, dass wir unseren Heiligenschein etwas herunterdimmen.“ Es brauche auch nicht immer den Anspruch, alles immer besser machen zu wollen. „Caritaseinrichtungen müssen nicht alles anders machen als andere Akteure auf dem sozialen Markt, sondern sie müssen ihren Auftrag erfüllen und für ihre Klienten da sein.“

Die Diskussion wurde von Katholischer Akademie und Universität Freiburg organisiert. Anlass war der 60. Geburtstag von Nothelle-Wildfeuer.

kna