Ausstellung „Rache“ war Risiko

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt hat nach Angaben von Museumsdirektorin Mirjam Wenzel bisher keine antisemitischen Reaktionen erfahren.

Die im Jüdischen Museum Frankfurt seit März gezeigte Ausstellung zum Thema „Rache“ in der jüdischen Kulturgeschichte hat nach Angaben von Museumsdirektorin Mirjam Wenzel bisher keine antisemitischen Reaktionen erfahren. „Mir war von vornherein bewusst, dass wir mit der Ausstellung ein Risiko eingehen“, sagte Wenzel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitag). „Denn die Vorstellung vom rächenden Juden ist ein tradierter antisemitischer Topos, der vielen Verschwörungserzählungen inhärent ist.“ Ein Topos ist ein feststehendes Bild.

Ihre Befürchtung sei auch gewesen, dass die Ausstellung „jüdischerseits auf Befremden stoßen könnte“. Sie habe daher im Vorfeld viele Gespräche geführt und Personen, die ihr oder anderen gegenüber ihr Unbehagen artikuliert hätten, dann die Ausstellung gezeigt. „Da löste sich das Befremden stets auf“, sagte Wenzel.

Die Schau geht anhand von 80 Exponaten auf biblische Geschichten, Schriften von Rabbinern, jüdische Legenden, judenfeindliche Verschwörungserzählungen sowie jüdische Gangs in amerikanischen Großstädten ein. Präsentiert werden historische Dokumente und Fotos, Kunstwerke, zeremonielle Gegenstände, Handschriften, Literatur, außerdem Sound-, Film- und Videoarbeiten. Auch letzte Zeugnisse der Ermordeten des Holocaust und die Frage von Gerechtigkeit nach der Schoah sind Thema. Näher betrachtet wird zudem der Bibelvers „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ und die Rezeptionsgeschichte des Satzes.

Die seit 18. März gezeigte Ausstellung hatte bis Ende Juni laut Wenzel „etwa 10.000 zahlende Besucherinnen und Besucher sowie weitaus mehr Menschen, die die Ausstellung via Social Media, in Video- und Onlineführungen wahrgenommen oder den Podcast gehört haben“. Die Schau wurde inzwischen bis zum 3. Oktober verlängert.

„Rache. Geschichte und Fantasie“, 18. März bis 3. Oktober im Jüdischen Museum, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 21.00 Uhr. Tickets kosten 14 Euro, ermäßigt 7 Euro.

kna