Die Staatsanwaltschaft München II hat nach fünf Jahren ihre Ermittlungen zum Finanzskandal des Bistums Eichstätt abgeschlossen
München/Eichstätt – Die Staatsanwaltschaft München II hat nach fünf Jahren ihre Ermittlungen zum Finanzskandal des Bistums Eichstätt abgeschlossen. Gegen drei Personen wurde Anklage erhoben, wie Staatsanwalt Christian Steinweg am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Bei einer von ihnen handle es sich um den ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor der Diözese.
Ihm werfen die Ermittler Untreue und Bestechlichkeit vor. Der Mann habe für das Bistum Eichstätt beziehungsweise dessen Emeritenanstalt, das ist die Pensionskasse der Priester, Darlehen vergeben und nicht oder allenfalls nachrangig abgesichert. Den dabei entstandenen Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft mit knapp 45,2 Millionen US-Dollar. Das entspricht angesichts des aktuellen Wechselkurses nahezu dem Betrag in Euro.
Der frühere Finanzdirektor habe im Zusammenhang mit der Darlehensvergabe Gesellschaftsbeteiligungen und Bestechungsgelder im Gesamtvolumen von etwas mehr als 850.000 US-Dollar angenommen und nicht vollständig versteuert, so der Staatsanwalt. Ein weiterer Angeschuldigter sei aufseiten der Darlehensnehmer tätig geworden und habe die Vorteile gewährt. „Der dritten angeklagten Person wird vorgeworfen, dem ehemaligen Finanzdirektor ihre Konten zur Vereinnahmung der Bestechungsgelder zur Verfügung gestellt zu haben.“
In der Antwort der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten Anklagebehörde ist zudem von nicht näher bezeichneten weiteren Tatvorwürfen die Rede. Diese seien aber nicht zum Nachteil der Diözese Eichstätt begangen worden und richteten sich nicht gegen deren früheren leitenden Mitarbeiter. Laut Zeitungsberichten hat dessen Anwalt die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Das Landgericht München II muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden.
In dem Fall geht es um Investitionen aus Eichstätter Bistumsvermögen in US-Immobilienprojekte in den Jahren 2014 bis 2016. Dabei waren Rücklagen in Höhe von fast 60 Millionen US-Dollar hochriskant angelegt worden. Bischof Gregor Maria Hanke hatte den Skandal 2018 publik gemacht, nachdem er im Sommer 2017 nach Einschaltung von externen Wirtschaftsprüfern und Anwälten Anzeige erstattet hatte. Zeitweilig hatten die Ermittler auch Verdachtsmomente gegen den Bischof geprüft. Als direkte Folge des Skandals überarbeitete die Diözese ihre Anlagerichtlinien. Inzwischen werden die Investments von externen Dienstleistern verwaltet.