Das Bistum Limburg befindet sich nach Angaben von Bistumsverantwortlichen in einem Prozess der grundlegenden Neubewertung von Homosexualität.
Limburg – Das Bistum Limburg befindet sich nach Angaben von Bistumsverantwortlichen in einem Prozess der grundlegenden Neubewertung von Homosexualität. Dabei sei die Diözese „gewaltig vorangeschritten – weiter als ich je gedacht habe“, sagte Caspar Söling, der Bischöfliche Beauftragte für die Umsetzung von Anti-Missbrauchs-Maßnahmen im Bistum, am Donnerstagabend in einem Online-Gespräch.
Er verwies auf ein neues „sexualpädagogisches Konzept“ im Bistum Limburg, „das zu einer ganz anderen Einstellung gegenüber dem Thema Homosexualität kommt als das in der Vergangenheit der Fall war“. Das Konzept sei von Gremien des Bistums an Bischof Georg Bätzing zur Empfehlung gegeben worden. Bätzing ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Das Konzept formuliere die These, dass das Thema Homosexualität lange Zeit in der Kirche tabuisiert worden sei. Diese Tabuisierung habe dazu geführt, dass manche Priester sich mit ihrer eigenen Sexualität nicht auseinandergesetzt und sich „in den Zölibat geflüchtet“ hätten. Doch das sei auf Dauer nicht möglich; über „Verdrängungsmechanismen“ sei letztlich Pädophilie von Klerikern an Jungen befördert worden.
Es sei „auffallend“, dass der sexueller Missbrauch an Jungen im kirchlichen Bereich wesentlich häufiger vorkomme als in der allgemeinen Bevölkerung, wo Missbrauch öfter gegenüber Mädchen geschehe, sagte Söling. In den 46 aktenkundigen Fällen von Missbrauch durch Kleriker im Bistum Limburg seit 1946 seien „zwei Drittel der Betroffenen Jungs“. Im 2020 vorgestellten Limburger Missbrauchsgutachten wie auch in der bundesweiten MHG-Studie von 2018 war die klassische katholische Sexualmoral als ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt durch Kleriker genannt worden.
Söling sagte weiter, das Bistum versuche mit seiner jetzigen Positionierung, die beschriebenen Mechanismen aufzubrechen. Hier sei auch „Rom gefordert“, da die Zugänge zum Priesteramt weltkirchlich geregelt seien. „Bislang war das Bekenntnis zur Homosexualität ein Weihehindernis“, sagte Söling. „Diejenigen, die sich in irgendeiner Form geoutet haben, sind ein hohes Risiko eingegangen, nicht geweiht zu werden.“ Es gebe momentan eine relativ starke Bewegung, die versuche, das zu verändern. Er verwies dabei auch auf den Reformdialog Synodaler Weg.