Neue Debatte um israelfeindliche Bilder auf Documenta

Erneut sorgen umstrittene Bilder auf der Kasseler Kunstschau Documenta für eine Debatte um mögliche antisemitische Einflüsse auf die diesjährige Ausstellung.

Erneut sorgen umstrittene Bilder auf der Kasseler Kunstschau Documenta für eine Debatte um mögliche antisemitische Einflüsse auf die diesjährige Ausstellung. Die Documenta bestätigte auf Anfrage der Zeitung „Die Welt“ (Donnerstag), dass die Bilder zwischenzeitlich einer Prüfung unterzogen worden seien: „Nach der Untersuchung gibt es zwar eine klare Bezugnahme auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, aber keine Bebilderung von Juden ‚als solchen'“, sagte eine Sprecherin. Man werde nach „erneuter Betrachtung“ nun eine „Kontextualisierung in der Ausstellung“ vornehmen. „Ein Screening der Ausstellung nach etwaigen antisemitischen Motiven wird es nicht geben.“

Helge Lindh, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte laut „Welt“, die Darstellungen erinnerten „unweigerlich an typische NS-Karikaturen“. Lindh fordert „eine umfassende Sichtung und Begutachtung des Gesamtbestands an Kunstwerken auf antisemitische Motivik durch externe deutsche und internationale Experten“. Der Antisemitismus werde von der Documenta-Leitung „nicht ernst genommen, vielleicht sogar toleriert“, kritisierte die in der Grünen-Bundestagsfraktion für Antisemitismusbekämpfung zuständige Marlene Schönberger.

Auch aus der Union kommt Kritik: „Menschenverachtenden Antisemitismus unter dem Etikett der Kunstfreiheit verstecken zu wollen, ist nicht hinnehmbar“, betont die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Dorothee Bär (CSU). „Eine Überprüfung muss zwingend stattfinden“, so Bär.

Für Elio Adler von der deutsch-jüdischen „Werteinitiative“ ist die ausbleibende Prüfung ein „Schlag ins Gesicht“. Sie passe jedoch zum Umgang der Documenta mit Antisemitismus: „Er wird, offensichtlich im vollen Bewusstsein seiner Existenz, toleriert.“

Am Dienstag veröffentlichte die „Werteinitiative“ Fotos von ausgestellten Zeichnungen, die judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten aufweisen. In einer Darstellung ist ein israelischer Soldat zu sehen, wie er einen Jungen ins Ohr kneift – der Soldat ist gezeichnet im Stile eines Roboters; im Hintergrund ist ein Massengrab zu sehen. Auf einem weiteren Bild sind mehrere solcher Soldaten in einer Reihe zu sehen, während im Vordergrund ein Gewehrlauf auf den Kopf eines jungen Mannes gerichtet ist.

Eine andere Zeichnung zeigt eine Frau, die einem Soldaten zwischen die Beine tritt. Der Mann mit Davidstern auf dem Helm krümmt sich vor Schmerz – und ist durch eine geringe Körpergröße sowie eine große Hakennase gekennzeichnet. Am Bildrand scheint eine Szene sexueller Gewalt zu sehen zu sein, bei der die Füße des Täters mit Davidsternen und die des Opfers mit arabischer Schrift versehen sind.

kna