Stückl erhält Isaiah Award des American Jewish Committee

Christian Stückl (60), Oberammergauer Passionsspielleiter, erhält den Isaiah Award for Exemplary Interreligious Leadership des American Jewish Committee (AJC).

Stückl erhält Isaiah Award des American Jewish Committee

Foto: © Passionsspiele Oberammergau 2020© Passionsspiele / Gabriela Neeb

Christian Stückl (60), Oberammergauer Passionsspielleiter, erhält den Isaiah Award for Exemplary Interreligious Leadership des American Jewish Committee (AJC). Das teilte das Gremium am Dienstag in Berlin mit. Die Auszeichnung würdige die herausragenden Leistungen im interreligiösen Bereich. Stückl erhält den Preis am 10. August in Oberammergau von Rabbiner Noam Marans, dem AJC-Direktor für interreligiöse Beziehungen.

Stückl, ein gebürtiger Oberammergauer, ist seit 1990 Intendant des weltberühmten Passionsspiels, das alle 10 Jahre aufgeführt wird. Er habe sich „unnachgiebig dafür eingesetzt, antijüdische Bilder und Darstellungen aus der Inszenierung zu entfernen“, heißt es. Es bestehe kein Zweifel daran, dass Antisemitismus in Oberammergau keinen Platz habe, „und er hat auch keinen Platz im Leben der Darsteller“, so Stückl selbst im Vorfeld der diesjährigen Passionsspiele, die wegen der Pandemie um zwei Jahre verschoben werden musste.

Seit den 1980er Jahren arbeitet Stückl demnach eng mit dem AJC zusammen, zuletzt auch mit der AJC Oberammergau Academic Advisory Group, die sich aus christlichen und jüdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten zusammensetzt. „Stückls bleibendes Vermächtnis wird seine umsichtige Darstellung des jüdischen Charakters und des historischen Kontextes der Person Jesu sein. Das Stück zeigt nicht mehr das veraltete Bild von Juden, die den Gründer des Christentums ermorden“, schrieben Rabbiner Marans und der Pastor Peter A. Pettit, Pfarrer an der Sanct Paul Lutheran Church in Davenport, Iowa.

Stückl, der das Passionsspiel zum vierten Mal leitet, hat demnach die Inszenierung vor allem durch die Betonung verändert, dass Jesus und seine Jünger Juden waren und er klarstellt, dass nur der römische Statthalter Pontius Pilatus – und nicht die Juden – Jesus zum Tode verurteilen konnte. Darüber hinaus führte er eine Pilgerfahrt der Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller nach Israel in die Vorbereitung der Inszenierung des Stückes ein, fügte ebenso eine kritische und inzwischen beliebte Szene hinzu, in der Hunderte das Sh’ma Yisrael, das zentrale jüdische Gebet, singen, während Jesus ein Tora-Faksimile in die Höhe hält.

kna