Polens staatliche Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch hat von der katholischen Kirche erneut die Freigabe von Akten über beschuldigte Geistliche gefordert.
Warschau – Polens staatliche Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch hat von der katholischen Kirche erneut die Freigabe von Akten über beschuldigte Geistliche gefordert. Die Kirche leiste viel Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt, „aber wenn es um den Zugang zu Dokumenten geht, gibt es eine unverständliche Barriere“, kritisierte Kommissionschef Blazej Kmieciak am Dienstag in Warschau bei der Vorstellung des neuen Jahresberichts. Der Botschafter des Vatikan in Polen habe seine Bitte um die Bereitstellung von Akten nicht beantwortet.
Sobald Bistümer Akten über kirchliche Verfahren gegen Beschuldigte an den Vatikan übergäben, kämen sowohl die polnische Justiz als auch die Aufarbeitungskommission nicht mehr an sie heran, so Kmieciak. Zudem beklagte er, dass die polnischen Bischöfe der Bitte der Kommission nicht nachkämen, Akten nach einer Verurteilung länger aufzubewahren. Sie würden weiter nach zehn Jahren vernichtet, wie es das Kirchenrecht vorsehe.
Um die Wahrheit festzustellen, brauche man neben Zeugenaussagen auch die Analyse von Dokumenten, so der Professor für Medizinrecht. Anders als die Kirche lobte Kmieciak die Justiz des Landes, weil sie Akteneinsicht gewähre.
Der Kommission wurden seit vergangenen Sommer 57 Fälle mitgeteilt, in denen Geistliche sexuellen Kindesmissbrauch begangen haben sollen. Sie erfasst Fälle von Missbrauch von Kindern unter 15 Jahren aus den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit und Sport sowie Religionsgemeinschaften. Die Kommission soll unter anderem Vorschläge für einen besseren Schutz von Minderjährigen machen.