Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigt den Aufbau einer bistumseigenen kirchlichen Hochschule.
Köln – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigt den Aufbau einer bistumseigenen kirchlichen Hochschule. Die Kirche in Deutschland müsse damit rechnen, dass wegen der sinkenden Zahl an Christen die staatlich finanzierten theologischen Fakultäten verloren gingen, sagte der Erzbischof in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die 2020 von den Steyler Missionaren übernommene und nun als Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) betriebene Einrichtung sei „eine Investition in die Unabhängigkeit der Kirche“. Kritiker sprechen von einem konservativen Gegengewicht zur Bonner Fakultät und warnen vor möglichen Folgen, etwa mit Blick auf die Finanzierung.
Die Zusage, dass für das Projekt keine Kirchensteuermittel verwendet werden sollen, gilt laut Woelki nur für die Anfangsphase. „Aber es spricht doch auch nichts dagegen, eine gute Theologie aus Kirchensteuermitteln zu finanzieren.“ Der Erzbischof äußerte kein Verständnis für Kritik aus Gemeinden, dass sich das Erzbistum aus der Finanzierung ihrer Büchereien oder anderer Dinge zurückziehe, für die Hochschule aber genug Geld da sei: „Ich finde es nicht gut, an dieser Stelle eine Neiddebatte zu entfachen. Wenn wir nicht jetzt die KHKT neu aufstellen, wird man uns später einmal vorwerfen, warum wir so blauäugig waren und nichts für die Ausbildung des theologischen Personals gemacht haben.“
Woelki zeigte sich überrascht über die Kritik, die Pläne widersprächen dem Vertrag zwischen Staat und Kirche, dem Konkordat. Die Bonner Universität hatte geltend gemacht, dass nach dem Konkordat angehende Priester des Erzbistums Köln an ihrer Katholisch-Theologischen Fakultät auszubilden seien und vor einer Verlagerung an die KHKT gewarnt. Dazu sagte der Kardinal: „Wer bin ich, dass ich das Konkordat antasten würde.“ Er verwies auf die Debatte um eine Beteiligung von Laien bei der Bischofswahl, die auch das Konkordat betreffe, „aber hier spricht niemand davon, dass es zur Disposition gestellt wird“.
Der Kardinal bekundete ferner Unverständnis für die Kritik der Laienvertretung des Erzbistums Köln und der Stadtdechanten von Bonn, Köln, Düsseldorf und Wuppertal an der KHKT. Die Übernahme der Hochschule habe nicht er allein entschieden. „Sie wurde in zahlreichen Gremien behandelt – auch bei den Stadt- und Kreisdechanten.“ Dort habe die Idee Zustimmung gefunden, mit einer eigenen Hochschule verstärkt in den akademischen Dialog mit der Gesellschaft zu treten. „Ich wehre mich gegen den Eindruck, einsame Entscheidungen zu treffen. Ich agiere nicht wie ein absolutistischer Herrscher.“
Unterdessen wandte sich die KHKT-Leitung dagegen, die Einrichtung als „Woelki-Hochschule“ zu bezeichnen. Dies sei eine „politisch motivierte Benennung“. Eine damit unterstellte Einflussnahme auf Forschung und Lehre durch kirchliche Stellen finde in keiner Weise statt und widerspreche dem Selbstverständnis als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.