Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht angesichts des sinkenden Anteils der christlichen Bevölkerung Änderungsbedarf bei der Praxis der Kirchensteuer.
Zürich – Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht angesichts des sinkenden Anteils der christlichen Bevölkerung Änderungsbedarf bei der Praxis der Kirchensteuer. Wenn der Staat als bezahlte Dienstleistung Kirchensteuern eintreibe, mache es „einen Unterschied, ob die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger diesen Kirchen angehört oder nicht“, sagte Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Schweizer Portal kath.ch in einem am Freitag veröffentlichten Interview.
„Wenn es um die historisch gewachsenen Staatsleistungen geht, also um die Kompensation für die Säkularisierung nach den Napoleonischen Kriegen, dann spielt es eine Rolle, in welchem statistischen, aber auch in welchem geistigen Kontext eine solche Diskussion stattfindet“, sagte Lammert, von 2005 bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages. Natürlich gehe es „früher oder später auch um den obligatorischen Religionsunterricht an den Schulen“, ergänzte der CDU-Politiker.
Hintergrund ist, dass inzwischen weniger als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland einer der beiden großen Kirchen angehört und der Mitgliederschwund anhält. Lammert sagte, er erwarte, „dass das Folgen für eine ganze Reihe von Themen hat“.
In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens.