Papst ordnet Malteserorden neu: Statthalter sieht „klaren Plan“

Der Souveräne Malteserorden hat die Entscheidung des Papstes zur Einsetzung einer provisorischen Übergangsleitung begrüßt.
Rom – Der Souveräne Malteserorden hat die Entscheidung des Papstes zur Einsetzung einer provisorischen Übergangsleitung begrüßt. Mit den "väterlichen Maßnahmen" habe Franziskus einen Kurs eingeschlagen, "der die Zukunft des Ordens sowohl als Ordensinstitut als auch als souveräne Körperschaft zu sichern verspricht", erklärte der Übergangsleiter der Malteser, Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap, in einer am Samstag auf der Internetseite des Ordens veröffentlichten Mitteilung.

Papst Franziskus. –Foto: © Jorge Silva | Dreamstime.com

Der Souveräne Malteserorden hat die Entscheidung des Papstes zur Einsetzung einer provisorischen Übergangsleitung begrüßt. Mit den „väterlichen Maßnahmen“ habe Franziskus einen Kurs eingeschlagen, „der die Zukunft des Ordens sowohl als Ordensinstitut als auch als souveräne Körperschaft zu sichern verspricht“, erklärte der Übergangsleiter der Malteser, Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap, in einer am Samstag auf der Internetseite des Ordens veröffentlichten Mitteilung.

Zuvor hatte der Papst per Dekret den Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, aus seinem Amt entlassen. Zugleich löste Franziskus den Souveränen Rat des katholischen Ordens auf und berief eine Übergangsregierung sowie ein außerordentliches Generalkapitel am 25. Januar 2023 ein. Zugleich erließ Franziskus mit sofortiger Wirkung eine neue 102-seitige Verfassung und ein neues Gesetzbuch für den Orden, die inzwischen auf der Internetseite der Malteser veröffentlicht wurden.

Mit allen Befugnissen im Amt bleiben allein der Sonderbeauftragte für den Malteserorden, Kardinal Silvano Maria Tomasi, und Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap. Dies gelte bis zum Abschluss des außerordentlichen Generalkapitels „und ungeachtet jeder gegenteiligen Rechtsvorschrift, jedes Privilegs oder jeder noch so bemerkenswerten Gewohnheit, die dieser meiner Entscheidung zuwiderlaufen könnten“, so der Papst.

Mit der Absetzung von Boeselagers und der Neubesetzung des provisorischen Souveränen Rates befinden sich nun keine deutschen Ordensangehörigen mehr in der Leitungsebene des Malteserordens.

Die Entscheidung des Papstes sei der erste Schritt „in einem klaren Plan für eine effizientere und straffere Leitung des Ordens“, betonte Dunlap. Mit dem „lang erwarteten Zeitplan für das wichtige Generalkapitel“ sei der Orden in der Lage, „über die provisorische Regierung hinauszugehen und zu einer regulären Regierung in Übereinstimmung mit seiner neuen Verfassung überzugehen“.

Die „erfahrenen und talentierten“ Mitglieder des vom Papst berufenen Übergangsrates öffneten die Tür für neue Ideen, „um die heutigen Hindernisse und Herausforderungen zu bewältigen“, so Dunlap. Er dankte Franziskus und dessen Sonderbeauftragtem Tomasi „für die Sorgfalt, Genauigkeit und Liebe, die sie unserem Orden entgegengebracht haben“.

Unterdessen wurden erste Details zur neuen Verfassung des Ordens bekannt. So gelte das Mandat des Großmeisters künftig nicht mehr lebenslang, sondern sei auf zehn Jahre begrenzt und könne einmal verlängert werden, berichtete die Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ (Samstag). Die Altersgrenze liege bei 85 Jahren; Frauen und Männer seien völlig gleichgestellt.

Kardinal Gianfranco Ghirlanda, der als vatikanischer Kirchenjurist an der neuen Verfassung beteiligt war, sagte der Zeitung, dass der Orden nun Einheit anstreben müsse. Es dürfe weder Gewinner noch Verlierer geben. Er selbst habe keine Angst vor einer Spaltung, denn eine solche könne nur vom Heiligen Stuhl selbst vorgenommen werden. „Wenn jemand protestiert, bedeutet das, dass er nicht versteht, welche Funktion der Papst in der katholischen Kirche hat“, so der Kardinal.

Zuletzt soll es Spannungen zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten Tomasi und Teilen der Ordensleitung gegeben haben. Dem Vernehmen nach ging es dabei nicht nur um die Souveränität und die Statuten, sondern auch um die finanzielle Unabhängigkeit des weltweit humanitär tätigen Ordens. Am 27. August traf der Papst mit Tomasi, Dunlap und dem Jesuiten Ghirlanda zusammen.

Bei der Reform ihrer Verfassung und ihres Kodex wollen sich die Malteser vor allem eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben. Jener Teil, der die Organisation als Orden betrifft, muss vom Papst genehmigt werden, anderes nicht. Darüber hinaus sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen geplant.

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Zugleich ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 110 Staaten unterhält der Orden derzeit diplomatische Beziehungen.

kna