Bischof Overbeck: Dialog muss von beiden Seiten gepflegt werden

Nach dem knappen Verfehlen einer Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen in der Abstimmung über weitreichende Veränderung der katholischen Sexualmoral in der Synodalversammlung sieht der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck seine Amtskollegen und sich in der Pflicht.
Bischof Overbeck im Interview bei der 4. Synodalversammlung

Bischof Franz-Josef Overbeck im Interview am Abend des ersten Tages der 4. Synodalversammlung. Foto: Toussaint

Frankfurt – Nach dem knappen Verfehlen einer Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen in der Abstimmung über weitreichende Veränderung der katholischen Sexualmoral in der Synodalversammlung sieht der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck seine Amtskollegen und sich in der Pflicht: „Wir müssen zumindest mit Blick auf uns, die Deutsche Bischofskonferenz zeigen, dass uns die Themen weiterhin wichtig sind“, sagte er im Video-Interview dem Neuen Ruhrwort.

Es gelte aber auch deutlich zu machen, „dass über 80 Prozent aller Synodalen positiv dem Text zugestimmt und auch 61 Prozent von uns Bischöfen“. Overbeck sagte, dies sei „ein wichtige Zeichen“. Zum Scheitern der bischöflichen Zweidrittel-Mehrheit erklärte der sichtlich niedergeschlagene Essener Bischof: „Ich hatte damit gerechnet, dass es schwierig würde und gehofft, dass es besser ging.“ Er habe gehofft, es werde nicht geschehen.

Der Ausgang der Abstimmung bedeute, „dass wir neu fragen müssen, was die Rolle unseres Amtes und zwar nicht von uns aus gefragt, sondern von den Menschen aus gefragt, von den Gläubigen ist, aber auch von vielen von außen“, sagte der Essener Bischof.

„Die Kirche lebt immer von den Menschen in dieser Zeit und das heißt, wir als Kirche leben davon“, betonte Overbeck. Umgekehrt könne auch die Kirche etwas geben. „Dieser Dialog muss aber von beiden Seiten gepflegt werden und das halte ich für eines der wichtigen Ziele aber auch wichtigen Perspektiven des Synodalen Weges“, sagte Overbeck. „Hier müssen wir weiter viel arbeiten.“

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer erklärte unterdessen, er wisse „gar nicht, was ich zu diesem ‚Paukenschlag‘ denken, fühlen, sagen soll“. Ihn erfülle „eine Mischung von Fassungslosigkeit und Zorn; aber auch von Gleichgültigkeit und Achselzucken. Für die Bischöfe ist das Abstimmungsergebnis ein Desaster.“ Es offenbare, wie groß die Kluft zwischen den Hirten und ihrem Volk mittlerweile sei und „wie weit die Überzeugungen in unserer Kirche auseinanderliegen“.

Dies sei gleichzeitig nicht überraschend: „Die konservativen Kräfte in unserer Kirche vertreten ihre Positionen mit großer römischer Unterstützung und einem bemerkenswert absoluten Wahrheitsanspruch. Von Veränderungsbereitschaft ist da wenig bis nichts zu spüren – und das wird die Krise unserer Kirche verschärfen und immer mehr Menschen aus ihr vertreiben“, so Pfeffer. „Diejenigen, die ständig vor Spaltung warnen, treiben sie immer weiter voran. Ich fühle mit den vielen bitter enttäuschten Synodalen in Frankfurt und hoffe dennoch, dass der Weg irgendwie weitergeht.“