Die Ko-Präsidentin des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland, Irme Stetter-Karp, zeigt sich erleichtert nach Abschluss der dreitägigen Reform-Beratungen von gut 200 Bischöfen, Priestern, Ordensfrauen und Laien in Frankfurt.
Frankfurt – Kräftezehrend sei es gewesen, aber man habe viel geschafft. Die Ko-Präsidentin des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland, Irme Stetter-Karp, zeigt sich erleichtert nach Abschluss der dreitägigen Reform-Beratungen von gut 200 Bischöfen, Priestern, Ordensfrauen und Laien in Frankfurt. Im Gespräch blickt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zurück auf Tage voller Emotionen und Turbulenzen, an denen streckenweise das Aus des gesamten Projekts drohte, nachdem ein Grundsatzpapier zur Liberalisierung der katholischen Sexuallehre an einer Sperrminorität von Bischöfen scheiterte.
Frau Stetter-Karp, haben Sie in den vergangenen Tagen an Rücktritt gedacht?
Stetter-Karp: Nein. Während einer Versammlung würde ich nur zurücktreten, wenn ich in meinen Amt gar nicht mehr das Vertrauen der Anwesenden genießen würde. Die Vollversammlung stand durchaus vor einem Scheitern. Aber ich persönlich war ruhig, obwohl zeitweilig unklar war, wie es weitergeht.
Was war bei der Vollversammlung Ihre größte Lernerfahrung?
Stetter-Karp: Dass die Bischöfe in der Art, wie sie sich auf diese Veranstaltung vorbereiten, sich doch sehr davon unterscheiden, wie wir als Zentralkomitee der deutschen Katholiken uns vorbereiten. Das hat mich auch noch mal erschüttert.
Inwiefern?
Stetter-Karp: Mehr als einmal musste die Sitzung unterbrochen werden, um die Meinungsbildung unter Bischöfen möglich zu machen. Warum konnte das nicht vorher geschehen? Vor den Synodalversammlungen bieten wir Hearings, Briefings, Antragsmöglichkeiten an. Es ist nicht so, dass es nicht gute Möglichkeiten gäbe, sich in Debatten zu bewähren – vor und zwischen diesen Versammlungen. Ich möchte aber auch ausdrücklich sagen, dass man nicht alle Bischöfe über einen Kamm scheren kann. Sie haben sich schon sehr unterschiedlich verhalten.
Was meinen Sie da konkret?
Stetter-Karp: Ich habe Bischöfe wahrgenommen, die sich mit einer enormen Energie von Anfang an Schritt für Schritt mit den Inhalten auseinandergesetzt und in den Prozess eingebracht haben. Manche, die von sich sagen: ‘Ich lerne hier, versuche etwas neu zu erfassen.’ Davor habe ich Respekt. Dann gibt es andere, die sich damit schwerer tun. Und dann gibt es noch eine dritte, kleine Gruppe, die auch für sich verneint, hier etwas in Bewegung zu bringen. Das ist am schwierigsten.
Fühlen Sie sich als Frau in der katholischen Kirche mit dem Beschluss des Synodalen Weges zum Frauen-Grundtext besser aufgehoben?
Stetter-Karp: Wenn Sie mich persönlich fragen, sage ich: Es ist eine gewisse Zumutung, entgegenzunehmen, dass wir es schon als einen Schritt bewerten, dass wir überhaupt eine Frage wieder geöffnet bekommen – also, ob man Frauen nicht vielleicht doch zu Weiheämtern zulassen könnte. Gleichzeitig sehe ich: Der Text ist theologisch-argumentativ stark, und das will ich wirklich wertschätzen und hoffe, dass das Anliegen sich dadurch entfaltet. Aber natürlich ist dieser Beschluss nur ein Schritt im Blick auf das, was wir Frauen wollen.
Eine große Zahl von Texten muss noch zu Beratung und Beschluss in die Zweite Lesung. Allein bei dieser Vollversammlung konnten nur 8 von 14 Papieren der Tagesordnung behandelt werden. Dennoch hält das Präsidium daran fest, dass der Synodale Weg im März kommenden Jahres mit einer fünften Vollversammlung endet. Wie soll das gehen?
Stetter-Karp: Wir wissen schon, mit Hektik allein bekommen wir das nicht hin. Aber dadurch, dass nun beschlossen ist, einen Synodalen Ausschuss zu schaffen, haben wir eine Verstetigung und ein Depot, wo die Themen hin können und wo die Arbeit weitergehen kann – auch wenn der Synodale Weg als solcher im März 2023 zu Ende ist.
Von Karin Wollschläger und Joachim Heinz (KNA)
Johannes Norpoth im Interview zum Verlauf des synodalen Weges