Im Fall Pilz weitere Hinweise auf Missbrauchsfälle

Vor drei Monaten hat das Erzbistum Köln den Missbrauchsverdacht gegen den früheren „Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz öffentlich gemacht – und inzwischen Hinweise auf weitere mögliche Fälle erhalten.
Köln – Vor drei Monaten hat das Erzbistum Köln den Missbrauchsverdacht gegen den früheren "Sternsinger"-Präsidenten Winfried Pilz öffentlich gemacht - und inzwischen Hinweise auf weitere mögliche Fälle erhalten. Auf den Aufruf an mögliche und bisher unbekannte Betroffene, sich zu melden, habe es Reaktionen gegeben, teilte die Erzdiözese am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Alle eingegangenen Hinweise würden nun sorgfältig durch die Stabsstelle Intervention geprüft.

Wilfried Pilz. –Foto: © Stefan Rueben / Kindermissionswerk

Vor drei Monaten hat das Erzbistum Köln den Missbrauchsverdacht gegen den früheren „Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz öffentlich gemacht – und inzwischen Hinweise auf weitere mögliche Fälle erhalten. Auf den Aufruf an mögliche und bisher unbekannte Betroffene, sich zu melden, habe es Reaktionen gegeben, teilte die Erzdiözese am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Alle eingegangenen Hinweise würden nun sorgfältig durch die Stabsstelle Intervention geprüft. Zugleich bat das Erzbistum um Verständnis darum, keine weiteren Einzelheiten mitteilen zu können. Begründet wurde dies mit Datenschutz und Wahrung der Vertraulichkeit gegenüber den Personen, die sich an die unabhängigen Ansprechpersonen und die Stabsstelle Intervention wenden. Wichtig sei vor allem, den Betroffenen die notwendige Hilfe und Unterstützung anzubieten.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Erzdiözese Hinweise auf mögliche weitere Betroffene erhalten. Weil folgende Recherchen nicht die erwünschten Kenntnisse erbrachten, veröffentlichte sie den Aufruf. Zugleich teilte sie mit, dass Pilz 2012 beschuldigt wurde, einen ihm unterstellten Mitarbeitenden und damit „schutzbedürftigen“ Erwachsenen in den 1970er Jahren missbraucht zu haben. Der damalige Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, erlegte dem Geistlichen 2014 eine Geldstrafe auf und verbot ihm den Kontakt zu Minderjährigen ohne Anwesenheit weiterer Erwachsener. Pilz leitete von 2000 bis 2010 das in Aachen ansässige Kindermissionswerk, das immer zum Jahreswechsel die bundesweit bekannte Sternsingeraktion durchführt. Von 1972 bis 1989 arbeitete der Autor zahlreicher geistlicher Lieder als Diözesanjugendseelsorger und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg in Odenthal bei Köln. Von 2010 bis zu seinem Tod 2019 lebte und wirkte Pilz als Ruhestandsgeistlicher im Bistum Dresden-Meißen.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Vorermittlungsverfahren gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki eingeleitet. Ein entsprechendes Bestätigungsschreiben haben drei katholische Priester am Wochenende veröffentlicht, die gegen Woelki Strafanzeige wegen „falscher Versicherung an Eides statt“ gestellt hatten. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, wird aufgrund dieser und einer weiteren Strafanzeige aktuell lediglich „das Vorliegen eines sogenannten Anfangsverdachts“ geprüft, „von dessen Bejahung es dann abhängt, ob die Staatsanwaltschaft überhaupt zur Einleitung förmlicher Ermittlungen berechtigt und verpflichtet ist“. Das Ergebnis dieser Prüfung stehe noch aus. Das Erzbistum Köln nennt die Vorwürfe „geradezu absurd“.

Nach Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung von Woelki hatten ihn die Priester Burkhard Hose aus Würzburg, Bernd Mönkebüscher aus Hamm und Wolfgang Rothe aus München am 1. September angezeigt. Woelki hatte die eidesstattliche Versicherung im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens gegen die „Bild“-Zeitung abgegeben. Darin erklärte er, nicht vor der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall des bundesweit prominenten Geistlichen Winfried Pilz befasst gewesen zu sein. Dem mittlerweile verstorbenen, früheren Sternsinger-Chef Pilz wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen.

Das Erzbistum Köln meldete die Anschuldigungen gegen Pilz erst in der zweiten Juni-Hälfte 2022 an das Bistum Dresden-Meißen, wo der Priester jahrelang seinen Ruhestand verbracht hatte. Daher konnte das Bistum früher verhängte Auflagen gegen Pilz nicht kontrollieren. Kritiker sehen hier eine Dienstpflichtverletzung durch Woelki. Der Erzbischof betonte hingegen, er sei persönlich erst ab der vierten Juni-Woche mit dem Fall Pilz befasst gewesen. Allerdings wurde ein mutmaßliches Opfer von Pilz bereits Anfang Mai zu einem Gespräch mit dem Kardinal eingeladen, wie eine Recherche von Deutschlandfunk und der „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ zeigte. Das Erzbistum bestätigte die Einladung, die jedoch nicht der Kardinal, sondern Woelkis Büroleiterin verfasst habe.

kna/rwm