Die katholischen Bischöfe der belgischen Region Flandern haben Berichte dementiert, wonach sie offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare einführen wollten. „Wir führen keine neue Liturgie ein.“
Brüssel – Die katholischen Bischöfe der belgischen Region Flandern haben Berichte dementiert, wonach sie offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare einführen wollten. „Wir führen keine neue Liturgie ein“, sagte der Sprecher des Erzbistums Mechelen-Brüssel, Geert De Kerpel, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Medien hatten am Dienstag berichtet, die flämischen Bischöfe wollten als erste weltweit und gegen die Vorgaben des Vatikan solche Segensfeiern etablieren.
Am Dienstag hatten die Bischöfe, darunter auch Brüssels Kardinal Jozef De Kesel, ein Schreiben veröffentlicht unter dem Titel „Für eine einladende Kirche, die niemanden ausschließt“. Für Situationen, in denen homosexuelle Personen oder Paare die Bitte nach einem „Moment des Gebets“ äußern, sind darin zwei Textvorschläge. Diese gehen auch auf den Wunsch ein, dass Gott ihr „Engagement für Liebe und Treue segnen und weiterführen möge“. An anderer Stelle heißt es: „Sorge dafür, dass sie sich fest und treu zueinander bekennen“ und „Die Liebe, die sie teilen, soll sie erfreuen“.
Die Bischöfe betonen, es müsse „der Unterschied zu dem deutlich bleiben, was die Kirche unter dem Sakrament der Ehe versteht“. Durchgängig bezieht sich das Schreiben auf das Papstdokument Amoris laetitia von 2016, in dem Franziskus zur Achtung jedes Menschen „unabhängig von seiner sexuellen Orientierung“ mahnt.
Der Bistumssprecher unterstrich, die Gebetsvorschläge bezögen sich nicht ausdrücklich auf Homosexuelle; sie könnten in Gemeinschaft oder einzeln, in einer Kirche oder privat gesprochen werden. Die Bischöfe seien überzeugt, „dass das auf der Linie von Papst Franziskus liegt“.
Die römische Glaubenskongregation hatte in einem 2021 veröffentlichten Schreiben erklärt, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Denn zu diesen gehörten sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe von Mann und Frau. Gott segne sündige Menschen, nicht aber die Sünde, so die Vatikanbehörde.
Das Nein des Vatikan war in Belgien, Deutschland und anderen Ländern auf Kritik gestoßen. Es werde von vielen gläubigen gleichgeschlechtlichen Paaren sowie ihren Familien und Freunden als „besonders schmerzhaft empfunden“, hieß es damals in einer Stellungnahme der Belgischen Bischofskonferenz.
Mit der Veröffentlichung des neuen Textes wollen die flämischen Bischöfe Betroffenen entgegenkommen und „die Seelsorge und Beratung für homosexuelle Menschen strukturell verankern“. Dazu richten sie außerdem eine zentrale Kontaktstelle „Homosexualität und Glaube“ ein. Außerdem wollen sie in jedem Bistum eine Kontaktperson benennen, die sich im Rahmen der Familienseelsorge um das Thema kümmert.
Die Initiative soll laut De Kerpel dem Wunsch homosexueller Gläubiger nach Respekt und Wertschätzung in katholischen Gemeinden entgegenkommen. Oft hätten diese das Gefühl, dass sie nicht willkommen seien: „Das muss sich ändern. Wir müssen gegen Diskriminierung, Gewalt und Homophobie vorgehen.“
Ende November reisen alle belgischen Bischöfe zu einem sogenannten Ad-limina-Besuch in den Vatikan, um beim Papst und in den Vatikanbehörden Bericht über die Lage in ihren Bistümern zu erstatten. Es ist der erste derartige Besuch seit 2010. Ob die neue Seelsorge-Initiative ein Thema sein wird, ist laut dem Bistumssprecher noch offen.