Kommende Woche treffen sich die deutschen Bischöfe zur Vollversammlung. Es dürfte spannend werden, schließlich gilt es, die Verwerfungen beim Synodalen Weg aufzuarbeiten und die gemeinsame Reise nach Rom vorzubereiten.
Fulda – Der Deutschen Bischofskonferenz steht in der kommenden Woche eine überaus spannungsreiche Vollversammlung bevor. Ein Routinetreffen ist nach den krisenhaften Zuspitzungen am Anfang des Monats beim katholischen Reformprojekt Synodalen Weg unmöglich. Nachdem eine Sperrminorität konservativer Bischöfe bei der Synodalversammlung in Frankfurt die Verabschiedung eines Grundsatzpapiers zur Erneuerung der katholischen Sexualmoral verhindert hatte, stand das komplette Reformprojekt vor dem Aus.
Vor allem der Bischofskonferenz-Vorsitzende Georg Bätzing konnte in Frankfurt ein Scheitern abwenden – und doch haben sich die reformorientierte Mehrheit und die konservative Minderheit wechselseitig stark beschädigt. Auf beiden Seiten stellt sich nun die Frage, wie die Bischöfe jetzt und künftig miteinander umgehen wollen und welches Konfliktverhalten und welche Gesprächskultur unter ihnen sinnvoll und möglich sind. Wie können die vielfältigen Blessuren geheilt werden?
Selten zuvor kamen die Meinungsverschiedenheiten so klar und öffentlich zum Ausdruck wie in Frankfurt. Die unterschiedlichen Haltungen schienen kaum mehr versöhnbar, wie es der Passauer Bischof Stefan Oster anschließend formulierte. Aber was heißt das? Denn es ist weder zu erwarten, dass die Mehrheit der Bischöfe davon abgeht, die Weiterentwicklung der kirchlichen Praxis und Lehre zu fordern. Und es ist exakt so unwahrscheinlich, dass die konservative Fraktion umschwenkt und auch vom Reformeifer ergriffen wird.
Das Aufarbeiten dieser Situation dürfte bei der Herbstvollversammlung eine wichtige Rolle spielen. Offiziell eingeplant dafür ist im Stadtschloss, wo sich die Bischöfe coronabedingt erneut treffen, ein halbtägiger Studientag – aber es könnte mehr werden. Und es ist völlig offen, was am Ende rauskommt.
Dabei ist Fulda nur eine Zwischenstation – auf dem Weg nach Rom, wo vom 14. bis 19. November die regelmäßigen Beratungen mit der Zentrale anstehen. Öffentlich weitgehend unbeachtet und vom Scheitern des Sexualmoral-Papiers überlagert hatte Bätzing in Frankfurt angekündigt, dass der Synodale Weg natürlich auch dort Thema ist.
Und in Rom wird den Bischöfen ein komplett neues Format angeboten: Die deutschen Bischöfe sollen sich nicht in vielen einzelnen Sitzungen, sondern mit Papst Franziskus und den Chefs mehrerer vatikanischer Behörden gemeinsam austauschen. Deshalb dürfte es in Fulda auch darum gehen, wie sich die Bischöfe in Rom präsentieren wollen. Wer sagt wie was? Auch und gerade im Vatikan wird Bätzing dem gebetsmühlenartig wiederholten Vorwurf entgegentreten müssen, die katholische Kirche der Bundesrepublik gehe einen nationalen Sonderweg.
Eine Zäsur dürfte das Ausscheiden von Bischof Stephan Ackermann als Beauftragter der Konferenz für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs bedeuten. Der Trierer Bischof bekleidet dieses Amt seit 2010. Damals war der Posten erstmals besetzt worden. Ackermann hat durchaus Erfolge vorzuweisen – etwa Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch und eine Rahmenordnung zur Vorbeugung. Und doch steht er wegen ungeschickten Agierens vor allem im eigenen Bistum selbst unter Druck und sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Es ist unklar, wer neuer Beauftragter wird. Sicher ist nur, dass die Funktion nicht vergnügungssteuerpflichtig ist.
Ein anderer Punkt steht nicht auf der Tagesordnung, dürfte die Bischöfe aber zumindest am Rande beschäftigen: die Situation im Erzbistum Köln. Die dauerhafte Unruhe aus dem Rheinland, allen voran die offene Personalfrage, ob Kardinal Rainer Maria Woelki weitermachen darf oder sein Rücktrittsgesuch angenommen wird, wirkt sich auf viele lähmend aus. Die Einschätzung des Mainzer Bischofs Peter KohlgrafEinschätzung des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf, es sei unangemessen, wenn Franziskus auch nach rund einem halben Jahr noch nicht zu einem Ergebnis gefunden habe, dürften viele teilen.
Bei allen Problemen befassen sich die Bischöfe auch mit einem Punkt, der Mut machen kann: dem kirchlichen Engagement nach der Flutkatastrophe im Vorjahr. Die Bilanz dürfte zeigen, dass die Kirchen trotz aller eigenen Probleme in der Lage sind, konkret zu helfen und – etwa mit Hilfslieferungen und Notfallseelsorge – eine wichtige Rolle im Leben von Menschen zu spielen.