Nazi-Vergleich: Kardinal Koch fühlt sich missverstanden

In der Debatte um einen mutmaßlichen Nazi-Vergleich fühlt sich der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch missverstanden.
Vatikanstadt – In der Debatte um einen mutmaßlichen Nazi-Vergleich fühlt sich der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch missverstanden. Er habe keineswegs den Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland mit der Nazi-Ideologie verglichen, "und ich werde dies auch nie tun", heißt es einer Erklärung Kochs vom Donnerstagabend, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Kardinal Kurt Koch-– Foto: Andreas Faessler/CC BY-SA 4.0

In der Debatte um einen Nazi-Vergleich fühlt sich der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch missverstanden. Er habe keineswegs den Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland mit der Nazi-Ideologie verglichen, „und ich werde dies auch nie tun“, heißt es einer Erklärung Kochs vom Donnerstagabend, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Koch übt Kritik am Synodalen Weg

Beim Synodalen Weg beraten die deutschen Bischöfe und katholische Laien seit 2019 über mögliche Reformen. Zentrale Themen sind Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und die priesterliche Lebensform. In einem Interview der Tagespost hatte Koch Kritik an der Initiative formuliert. Im Kern ging es um die Frage, inwiefern der „Zeitgeist“ in eine Weiterentwicklung der Lehre der katholischen Kirche einfließen kann.

Der Kurienkardinal sagte der „Tagespost“ ihn irritiere, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition auch heute wieder zusätzliche Quellen angenommen würden. In diesem Zusammenhang verwies er auf zwei Gruppierungen innerhalb der evangelischen Kirche, die während des NS-Regimes eine wichtige Rolle spielten. Ihn erschrecke, dass – wieder – in Deutschland versucht werde, in zeitgenössischen Phänomenen Offenbarungsquellen neben Bibel und Tradition zu behaupten. Denn vergleichbares habe es „bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten ‚Deutschen Christen‘ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben“.

Kurienkardinal geht es Christen, die Lehre der Kirche verändern wollten

Dagegen habe die Bekennende Kirche mit ihrer Barmer Theologischen Erklärung im Jahre 1934 protestiert, deren erste These laute: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle der Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“

Ihm sei es um die Barmer Theologische Erklärung gegangen, betonte Koch in seiner nun bekanntgewordenen Erklärung. „Damit habe ich in keiner Weise den Synodalen Weg mit der Mentalität der ‚Deutschen Christen‘ verglichen und auch nicht vergleichen wollen.“ Im Blick habe er lediglich jene Christen, die unter Berufung auf den Zeitgeist die Lehre der Kirche verändern wollten. „Ich hoffe, weiterhin davon ausgehen zu können, dass diese Behauptung nicht die Meinung des Synodalen Weges ist.“

Scharfe Kritik von Bätzing

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda den NS-Vergleich scharf kritisiert und eine sofortige Entschuldigung Kochs gefordert. Geschehe dies nicht, „werde ich eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen“, sagte der Bischof von Limburg.

In seiner Erklärung betonte Koch, er habe niemanden verletzen wollen. „Ich bin einfach davon ausgegangen, dass wir auch heute aus der Geschichte, auch aus einer sehr schwierigen, lernen können. Wie die heftige Reaktion von Bischof Bätzing und andere zeigen, muss ich nachträglich feststellen, dass dieser Versuch mir misslungen ist. Und ich muss wahrnehmen, dass Erinnerungen an Erscheinungen und Phänomene in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland offensichtlich tabu sind.“

Kardinal nimmt Kritik nicht zurück

Seine kritische Anfrage könne er allerdings nicht zurücknehmen. Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz erklärte auf Anfrage, dass Bätzing die Erklärung Kochs erhalten habe. „Der Vorsitzende wird die Antwort von Kardinal Koch lesen und sich derzeit nicht äußern.“

kna

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