Köln – Bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Brasilien steht nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, viel auf dem Spiel.
Köln – Bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Brasilien steht nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, viel auf dem Spiel. Das gelte für den zukünftigen Weg Brasiliens und auch ganz Lateinamerikas, sagte Spiegel dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Freitag). An diesem Sonntag stellt sich der Rechtspopulist Jair Messias Bolsonaro erneut zur Wahl, ebenso wie Ex-Präsident Luiz Inacio „Lula“ da Silva.
Es stehe nicht nur viel auf dem Spiel, sondern die Mehrheit der Menschen in Brasilien verbinde auch sehr viel Hoffnung damit, dass ein anderer Präsident als Nachfolger von Bolsonaro gewählt werde, so Spiegel. Es stünden „ganz große Leitlinien für die Zukunft“ an. So lebten rund 33 Millionen Menschen in Ernährungsunsicherheit: Die Hälfte der Brasilianer und Brasilianerinnen könne sich nicht angemessen ernähren.
Auch habe die Gewalt enorm zugenommen, sagte Spiegel. „Die Demokratie wurde immer fragiler. Zivilgesellschaftliche Möglichkeiten wurden unterbunden. Abbau sozialer Rechte.“ Die Corona-Pandemie habe hunderttausende Tote gekostet, die laut Weltgesundheitsorganisation vermeidbar gewesen seien. Der Schutz des Regenwaldes und indigener Völker stehe dem „Modell Bolsonaros, Förderung der Agrarindustrie,“ entgegen, betonte der Misereor-Chef.
„Die Schwerpunkte, die wir in Brasilien als Misereor haben, ist die Förderung der Zivilgesellschaft, der Rechte indigener Völker und Schutz des Amazonasregenwaldes. Wir sind sehr stark in der bürgerlichen Landwirtschaft engagiert“, erklärte Spiegel. Deshalb hätten die mehr als 200 Projektpartner des katholischen Hilfswerks darum gebeten, weiterhin an ihrer Seite zu stehen.
Es gehe darum, „dass wir diese Räume für demokratische Teilhabe und für ein anderes Modell weiterhin unterstützen“, sagte Spiegel. „Es ist ganz interessant, dass die brasilianische katholische Bischofskonferenz gesagt hat, dass Brasilien eigentlich ein Land ist, das systemisch ungleich ist.“ Die Frage sei also, wie Misereor mit seinen Partnern einen Beitrag leisten könne, diese „systemische Ungleichheit der letzten vier Jahre“ zu unterbrechen und sich für eine größere Gerechtigkeit und Teilhabe einzusetzen.