Die islamisch-fundamentalistische Salafismus-Bewegung ist mancherorts offenbar wieder auf dem Vormarsch.
Berlin/Düsseldorf – Die islamisch-fundamentalistische Salafismus-Bewegung ist mancherorts offenbar wieder auf dem Vormarsch. In der Hochphase der corona-bedingten Einschränkungen habe es zwar weder salafistische Informationsstände noch Koran-Verteilaktionen gegeben. „Aber wir dürfen nicht blauäugig sein“, warnte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) auf Anfrage der Welt am Sonntag. Die Aktionen auf offener Straße nähmen „langsam“ wieder zu.
Der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Jürgen Kayser, sagte der Zeitung, die Szene sei dabei, „sich neu zu konsolidieren“. Das Rekrutierungspotential für dschihadistische Gruppen könne sich erhöhen. Eine Sprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) sprach laut Zeitung von einem „zunehmend offensiveren Auftreten“ salafistischer Akteure auf Social-Media-Plattformen. Dort erreichten sie mehrere Hunderttausend Follower. Mitunter verbreiteten salafistische Influencer via Social Media volksverhetzende Botschaften. Aktivitäten wie Koranverteilstände oder sogenannte Islamseminare seien hingegen „weiterhin regional sehr begrenzt“.
Das BfV registrierte bei der salafistischen Anhängerschaft im laufenden Jahr eigenen Angaben zufolge erneut einen leichten Rückgang. Das Personenpotenzial beziffert die Behörde derzeit auf 11.500. Der Salafismus ist eine islamisch-fundamentalistische Strömung. Ihr Vorbild sind die „Vorfahren“, arabisch „salaf“, also die ersten drei Generationen von Muslimen.
Sie lebten nach Meinung der Salafisten den „reinen Islam“ der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds. Diesen vermeintlichen Idealzustand des 7. Jahrhunderts wollen die Salafisten konservieren; sie imitieren ihn bis hin zu Barttracht, Bekleidung und Alltagsgewohnheiten wie der Benutzung des Zahnputzholzes.
In Deutschland stufte der Verfassungsschutz die Bewegung aufgrund der totalitären Ideologie als verfassungsfeindliche Bestrebung ein. Die Sicherheitsbehörden sehen die Szene zudem als Rekrutierungsbasis für militante Dschihadisten. Von den rund 1.050 Dschihadisten, die ab 2015 aus Deutschland in den syrischen Bürgerkrieg ausreisten, radikalisierten sich die meisten laut Behördenangaben in der Salafisten-Szene.