Die Altkatholiken in Deutschland denken über einen neuen Namen für ihre Kirche nach.
Mainz – Die Altkatholiken in Deutschland denken über einen neuen Namen für ihre Kirche nach. Der Eigenname „altkatholisch“ führe immer wieder zu einer missverständlich Außensicht auf diese kleine Konfession, teilte das Bistum der Altkatholiken am Sonntag in Mainz mit. Auf der am Sonntag zu Ende gegangenen Bistumssynode hätten die 120 Delegierten darüber diskutiert, ob es notwendig sei, eine Namen-Findungskommission einzusetzen.
„In der teils leidenschaftlich geführten Debatte wurde dann allerdings deutlich, dass die Kirche sich vor allem über die Frage verständigen müssen, wofür sie inhaltlich und programmatisch stehen will“, so die Mitteilung. Die Synode habe sich darauf verständigt, diese Fragen zu einem Schwerpunktthema der Synode 2024 zu machen.
Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltungen von der römisch-katholischen Kirche. Dieser Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest.
Die Altkatholiken wollten sich von dem neuen Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Zusammengeschlossen sind die altkatholischen Kirchen in der 1889 gegründeten Utrechter Union. Aktuell gehören diesem Bündnis sieben Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit insgesamt rund 65.000 Mitgliedern an.
In Deutschland gibt es etwa 16.000 Altkatholiken, verteilt auf rund 100 Gemeinden. Für sie zuständig ist das „Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ mit Sitz in Bonn. Bischof ist seit 2010 Matthias Ring. Der Bischof wird von einem Kirchenparlament, einer Synode, gewählt. Anders als in der römisch-katholischen Kirche dürfen Priester heiraten. Seit 1994 sind in der altkatholischen Kirche in Deutschland auch Frauen zum Priesteramt zugelassen.
Die altkatholische Kirche in Deutschland sieht in einigen Regionen eine wachsende Zahl von Übertrittenrömisch-katholischer Christen, die sich frustriert von ihrer Kirche abwenden. „Der Umgang mit den Missbrauchsfällen hat für viele das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte der altkatholische Bischof Matthias Ring im April. Der prominenteste Fall ist der frühere Generalvikar des katholischen Bistums Speyer, Andreas Sturm (47), der seit August 2022 Seelsorger in der altkatholischen Kirche ist.