Der Aachener Bischof Helmut Dieser verlangt von seinem strafrechtlich verurteilten Weihbischof Johannes Bündgens (66), Papst Franziskus seinen Rücktritt anzubieten.
Aachen – Der Aachener Bischof Helmut Dieser verlangt von seinem strafrechtlich verurteilten Weihbischof Johannes Bündgens (66), Papst Franziskus seinen Rücktritt anzubieten. Zudem teilte das Bistum am Dienstagabend mit, dass Bündgens dem Papst von der nun rechtskräftig gewordenen und zur Bewährung ausgesetzten Freiheitsstrafe berichten und das Kirchenoberhaupt um Klärung bitten werde. Für das Bistum Aachen sei ein Vertrauensverlust entstanden, erklärte die Diözese. Bischof Dieser bekräftigte erneut, dass Bündgens bis auf Weiteres keine bischöflichen Aufgaben wahrnehmen werde. Mit sofortiger Wirkung lege der Weihbischof zudem seine Aufgabe als Vorsitzender der Caritas im Bistum nieder.
Weihbischof Bündgens nimmt Einspruch zurück
Das Amtsgericht Kerpen hatte Bündgens wegen Untreue in drei Fällen per Strafbefehl zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt, die zur Bewährung auf zwei Jahre ausgesetzt ist. Der Geistliche muss zudem eine Geldbuße von 5.000 Euro zahlen. Er hatte am Dienstag seinen Einspruch gegen den Strafbefehl zurückgenommen, womit dieser rechtskräftig ist. Bündgens ist der erste Bischof in der Bundesrepublik Deutschland, der zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
In der Sache geht es um 128.000 Euro, die Bündgens von einer dementen Bekannten nahm. Die ältere und mittlerweile verstorbene Frau aus Kerpen hatte ihm eine Vollmacht für ihr Konto erteilt. Sie war wohl nicht mehr geschäftsfähig, als er ihr Geld in mehreren Tranchen auf sein Privatkonto überwies. Bündgens argumentierte, er habe der Frau als Gegenleistung für das Geld ein lebenslanges Wohnrecht in einer Immobilie in Aachen eingeräumt, die er für 600.000 Euro erworben hatte. Laut Gericht hat er die 128.000 Euro mittlerweile zurückgezahlt.
Amt ruht seit drei Jahren
Bündgens nahm seinen Einspruch wenige Tage vor Beginn einer Hauptverhandlung am Amtsgericht Kerpen zurück. Zu dieser hätte er persönlich erscheinen müssen. Seit Bekanntwerden des Vorwurfs Ende 2019 lässt Bündgens seine bischöflichen Ämter ruhen und meidet die Öffentlichkeit. 2006 war er zum Weihbischof, Bischofsvikar für die Caritas und Domkapitular ernannt worden.