Am Freitag darf zum ersten Mal in Köln der Muezzin im Rahmen eines städtischen Projekts rufen.
Köln – Am Freitag darf zum ersten Mal in Köln der Muezzin im Rahmen eines städtischen Projekts rufen. Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib habe einen entsprechenden Vertrag für seine Zentralmoschee im Stadtteil Ehrenfeld unterzeichnet, sagte eine Sprecherin der Kommune am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Am Donnerstag erfolge die letzte Unterschrift vonseiten der Stadt. Für Donnerstagabend lädt die Ditib zu einer Informationsveranstaltung ein.
Der Muezzinruf, der dann ab diesem Freitag an der Zentralmoschee erklingen kann, darf laut kommunaler Auflagen 60 Dezibel nicht überschreiten. Das ist etwa so laut wie ein Gespräch. Der Ruf wird auch nicht über die beiden nicht begehbaren, je 55 Meter hohen Minarette ertönen, sondern über zwei Lautsprecher, die auf den Hof zwischen Moschee und Verwaltungsbau gerichtet sind. Das Gebäude liegt an zwei größeren Straßen. „Ich rechne damit, dass der Gebetsruf nicht weit außerhalb des Innenhofs zu hören sein wird“, sagte die Leiterin des Kölner Integrationsamts, Bettina Baum, der KNA.
Vor rund einem Jahr hatte die Stadt Köln ein Pilotprojekt gestartet, wonach islamische Gemeinden unter Auflagen freitags für fünf Minuten die Gebetsaufforderung ertönen lassen dürfen. Dafür müssen sie zunächst die Nachbarschaft informieren, eine Ansprechperson für Beschwerden ernennen und ein Schallgutachten vorlegen. Die Lautstärke begrenzt die Kommune je nach Umgebung.
Mittlerweile haben laut Stadt rund zehn der etwa 35 Moscheegemeinden Interesse an dem Projekt gezeigt. Nur eine – die Ditib-Zentralmoschee – reichte einen Antrag mit den nötigen Unterlagen ein.
Nach der Vorstellung des Projekts war eine bundesweite Debatte entflammt. Kritiker warnten unter anderem, die Ditib sei der verlängerte Arm des türkischen Staats. Die Stadt hingegen beruft sich auf die Religionsfreiheit. Schätzungsweise 11 Prozent der gut eine Million Kölnerinnen und Kölner sind islamischen Glaubens.
kna