Immer mehr Menschen weltweit droht Hunger. Das zeigt der von der Welthungerhilfe vorgestellte Welthunger-Index 2022.
Berlin – Immer mehr Menschen weltweit droht Hunger. Nach dem am Donnerstag in Berlin von der Welthungerhilfe vorgestellten Welthunger-Index 2022 drohen schwere Rückschläge beim Bemühen, die Ernährung aller Menschen sicherzustellen. Demnach haben sich bewaffnete Konflikte, der Klimawandel und die Corona-Pandemie gegenseitig verstärkt und dazu geführt, dass 2021 bis zu 828 Millionen Menschen hungern mussten. Der Krieg in der Ukraine habe die verschiedenen Krisen noch einmal massiv verschärft.
Der Bericht untersucht die Ernährungslage in 129 Ländern. Afrika südlich der Sahara sowie Südasien sind erneut die Regionen mit den höchsten Hungerraten. Besonders dramatisch ist demzufolge die Lage am Horn von Afrika, wo die schlimmste Dürre seit vier Jahrzehnten herrsche. In Somalia erlebten Menschen in einigen Regionen bereits eine lebensbedrohliche Hungersnot. Laut Studie werden in 46 Ländern bis 2030 voraussichtlich noch nicht einmal ein niedriges Hungerniveau erreichen.
Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, sprach von einer „toxischen Mischung“, durch die bereits vor dem Krieg in der Ukraine Millionen Menschen mit enormen Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln konfrontiert gewesen seien. Durch die Folgen des Krieges würden aus den weltweiten Hungerkrisen zunehmend Katastrophen. Thieme mahnte rasches Handeln an: „Wir müssen schnell auf die humanitären Notlagen reagieren und sowohl flexible und höhere Mittel zur Verfügung stellen und zugleich größere Investitionen für die Transformation der Ernährungssysteme bereitstellen.“
Der Welthunger-Index unterstreicht zugleich, wie wesentlich sichere und nachhaltige Ernährungssysteme sind. Eine Schlüsselrolle bei der nationalen Ernährungspolitik spielt demnach die Mitbestimmung lokaler Akteure. „Das Recht auf Nahrung muss bei der Transformation der Ernährungssysteme im Mittelpunkt stehen“, betonte der Generalsekretär der Welthungerhilfe Mathias Mogge. Dabei müssten die staatlichen Strukturen transparent sein und die Zivilgesellschaft Verbesserungen einklagen können. „Nur wenn die Gemeinschaften und Bäuerinnen und Bauern mit ihrem lokalen Wissen und ihren konkreten Bedürfnissen mitbestimmen, können nachhaltige Lösungen für die Beseitigung des Hungers gefunden werden“, so Mogge.