Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz wirft dem ehemaligen Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch vor, sich der Verantwortungsübernahme bei Missbrauchsfällen in seiner Amtszeit entziehen zu wollen.
Bonn – Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz wirft dem ehemaligen Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch vor, sich der Verantwortungsübernahme bei Missbrauchsfällen in seiner Amtszeit entziehen zu wollen. Zollitsch habe „frühzeitig um seine persönliche Schuld und sein konkretes Versagen“ gewusst und dazu geschwiegen, heißt es in einer am Freitag in Bonn veröffentlichten Erklärung des Beirates. Der frühere Erzbischof suche nicht das direkte Gespräch mit Betroffenen, „sondern versteckt sich hinter der üblichen klerikalen Systementschuldigung vom Verschweigen aus Täter- und Organisationsschutz“.
In einer vergangene Woche veröffentlichten Videobotschaft hatte der Freiburger Alterzbischof und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die Opfer und ihre Familien um Verzeihung gebeten, „für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat“. Er wisse, dass er nicht erwarten könne, dass sie seine Entschuldigung annähmen.
Zollitsch sagte: „Ich habe das große Ausmaß und vor allem die Folgen für die Betroffenen der Verbrechen sexualisierter Gewalt und des Missbrauchs nicht erfasst und der Wahrheit nicht in die Augen geschaut.“ Nach bisherigen Untersuchungen gab es seit den 1950er Jahren bis in die Gegenwart im Erzbistum Freiburg mindestens 190 beschuldigte Priester und Diakone und 440 Betroffene.
Das Video und die dazu gestaltete Internetseite zeigten, „dass der ehemalige Erzbischof bis heute nichts dazu gelernt hat“, so der Betroffenenbeirat weiter. „Für den eigenen Ruf und den Ruf der Kirche immer nur das zuzugeben, was ohnehin bekannt ist oder bald bekannt werden wird – aber das ist heute eben zu wenig.“
Auch der Betroffenenbeirat im Erzbistum Freiburg hatte zuvor zurückhaltend auf die Video-Botschaft reagiert. Zwar komme sein Schuldeingeständnis überraschend, es müsse sich nun jedoch zeigen, ob Zollitsch die ausgedrückte Reue ernst meine. Die bundesweite Betroffenenorganisation Eckiger Tisch bezeichnete das Video Zollitschs als bemerkenswert. Die klare persönliche Übernahme von Verantwortung sei bei kirchlichen Amtsträgern selten, so Eckiger-Tisch-Sprecher Matthias Katsch. Auch er forderte, der Erklärung müssten Taten folgen.